Begleitmaßnahmen

Einigung im Streit um transsexuellen Lehrer in Wien

Wien
01.09.2010 14:45
Der Fall eines transsexuellen Lehrers in Wien war am Dienstagabend Anlass eines Krisengesprächs im Unterrichtsministerium. Nachdem der Elternverein dagegen protestiert hatte, dass der Informatik-Lehrer mit dem am Montag beginnenden neuen Schuljahr in Frauenkleidern unterrichten will, haben sich der Direktor der Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) Spengergasse in Margareten und das Ministerium darauf geeinigt, dass es für Schüler, Eltern und Lehrer begleitende Maßnahmen geben wird, um Konflikte zu verhindern.

Schüler und Lehrer sollen ab Beginn des Schuljahres intensiv über die Veränderung des Lehrers, der sich nunmehr Andrea nennt, informiert werden. Das soll einerseits bei einer Informationsveranstaltung passieren, andererseits soll der Direktor der HTL, Wolfgang Hickel, in den ersten Unterrichtsstunden des transsexuellen Lehrers anwesend sein, die Schüler informieren und Fragen beantworten. Transsexualität werde auch im Fach "Personal- und Sozialkompetenz" in den Unterricht einfließen, heißt es aus dem Ministerium gegenüber der APA.

Lehrerlaubnis steht für Unterrichtsministerium außer Frage
Die Kollegen sollen sich bei der Eröffnungskonferenz ebenfalls mit dem Thema beschäftigen. Zusätzlich werde es eine Service-Telefonnummer für Schüler und Lehrer geben, die Fragen zu oder Probleme mit der Transsexualität des Pädagogen haben.

Dass der Lehrer unterrichten darf, steht für das Unterrichtsministerium mittlerweile außer Frage. Dort verweist man auf das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und Entscheidungen der Höchstgerichte zu Transsexualität.

"Ein herzliches Willkommen an unsere neue Lehrkraft"
Nachdem nunmehr eine Vereinbarung mit dem Ministerium getroffen wurde, gibt es vom Vorsitzenden des Elternvereins, Dietmar Doubek, aber ohnedies keine Einwände mehr. Schließlich habe der Elternverein ja nicht prinzipielle Vorbehalte dagegen, dass ein Mann sich entschließt als Frau zu leben. "Wenn es begleitende Maßnahmen gibt, ist alles in Ordnung und wir haben uns alle lieb. Ein herzliches Willkommen an unsere neue Lehrkraft", zeigte sich Doubek zufrieden mit der Lösung. Schließlich gebe es jetzt Ansprechpartner für Schüler, Lehrer und Eltern. "Immerhin haben wir sehr viele islamische Mitschüler, die aus einem Familienverband kommen, wo dieses Outing nicht offen und locker besprochen werden kann."

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) und die SP-nahe Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS) zeigten sich solidarisch mit dem transsexuellen Lehrer. "Das Ausleben der eigenen Sexualität ist ein Menschenrecht", so die ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer. FP-Bildungssprecher Walter Rosenkranz fordert unterdessen weiterhin, dass der Lehrer nicht als Frau unterrichten dürfe, bis seine Geschlechtsänderung auch gesetzlich anerkannt sei. "Nur weil man sich alt fühlt, kann man ja auch nicht in Pension gehen."

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