Aus Auto erschossen

Rene M.s Familie: “Niemand kann sich das vorstellen!”

Österreich
28.08.2010 20:08
Vor einer Woche war die Welt in der Wiener Wolfsgraben-Siedlung noch in Ordnung. Dann zerstörte eine Wahnsinnstat eine Familie. Rene M. wurde vergangenen Samstag aus einem fahrenden Auto erschossen - vermutlich als zufälliges Opfer einer sinnlosen Herumballerei. Ein 48-Jähriger aus Wien gilt seit Freitag als Hauptverdächtiger. Im "Krone"-Interview sprechen jetzt Renes Eltern: "Niemand kann sich vorstellen, was es bedeutet, den Sarg für den eigenen Sohn auszusuchen."

Weiße Rosen waren die Lieblingsblumen des jungen Schlossers. Noch daheim bei den Eltern wohnend, wälzte der 20-Jährige aus Wien-Floridsdorf große Pläne für seine Zukunft. "Er träumte von einem eigenen Haus mit Garten. Wollte mit uns am Wochenende, als er aus seinem Leben gerissen wurde, auf Urlaub nach Kärnten fahren. Die Koffer waren schon gepackt", schildert seine Mutter der "Krone".

Ihre Augen sind tränenunterlaufen. Immer wieder blickt sie während des Gesprächs im Garten auf den neuen Rasen, den ihr Bub noch selbst verlegt hatte: "Niemand kann sich vorstellen, was es bedeutet, den Sarg für den eigenen Sohn auszusuchen." Dabei hebt sie ihren Blick zur Gartentür. So als ob René mit einem zärtlichen "Hallo Mama" jeden Moment hereinkommt.

"Unser Sohn lebt in unseren Herzen weiter"
"Ich weiß nicht, wie wir die Zukunft schaffen werden. Doch unser Bub würde im Himmel sicher nicht wollen, dass uns die Trauer zermalmt", so die Spitalsangestellte weiter. "Unser Sohn lebt in unseren Herzen weiter." Auch Renés Vater und seine 18-jährige Schwester versuchen, tapfer zu sein. Halt findet die vom Schicksal so hart geprüfte Familie bei Angehörigen und Freunden.

"Wir sind froh, dass der Täter jetzt ausgeforscht wurde. Die Polizei hat großartige Arbeit geleistet. Wir wollen jetzt, dass es für ihn eine gerechte Strafe gibt", so der Mechaniker zur "Krone".

Seit Freitag ging es Schlag auf Schlag
Seit Freitag ging es bei den Ermittlungen im Fall der Schüsse, hinter denen anfangs ein "Disco-Mord" vermutet wurde, Schlag auf Schlag: Zwei Männer, der 48-jährige Andreas K. und ein 29-jähriger Wiener, wurden in Haft genommen, nachdem sie sich bei der Staatsanwaltschaft gestellt hatten. Der Jüngere beschuldigte in seiner Aussage den 48-Jährigen, auf René M. gefeuert zu haben. Er selbst habe lediglich den roten BMW gelenkt, nach dem die Polizei seit letzter Woche gefahndet hatte.

Am Samstagvormittag präsentierten die Ermittler dann einen Sachbeweis. Auf einer sichergestellten Patronenhülse wurden DNA-Mischspuren gefunden, die dem 48-jährigen Hauptverdächtigen Andreas K. zugeordnet werden konnten, sagte Polizei-Sprecher Mario Hejl. Während K. am Samstag weiter einvernommen wurde, ist der 29-Jährige inzwischen auf freien Fuß gesetzt worden.

Anwalt: "Er wollte niemanden treffen" 
Die Einvernahme von K. gestalte sich mühsam, hieß es dann am Samstagnachmittag in einer weiteren Stellungnahme Hejls. Offenbar hatte sich K., bevor er sich gestellte hatte, Mut angetrunken und war dementsprechend schwer alkoholisiert. Die Beamten konnten aber klären, dass er Rene M. vor der Tat vermutlich nicht gekannt hatte. "Soweit wir wissen, gibt es kein Naheverhältnis zwischen Täter und Opfer", sagte Hejl. Die Suche nach einem Motiv sei aber noch nicht abgeschlossen, so die Ermittler. "Irgendetwas muss ihn ja dazu bewegt haben, auf den Mann zu schießen", sagte Hejl.

Andreas K. behauptet, dass die Tat fahrlässig passiert sei. Sein Anwalt Werner Tomanek: "Mein Mandant ist total fertig, er wollte niemanden treffen. Ich hoffe aber, dass er nicht in U-Haft kommt."

Einer von vier Schüssen war tödlich
Rene M. war in der Nacht auf vergangenen Samstag in der Steinheilgasse in Wien-Floridsdorf auf offener Straße von einem Auto heraus mit einer Pistole erschossen worden, während er nach Hause ging. Einer von vier abgegebenen Schüssen traf den 20-Jährigen ins Herz. Alles in allem hielten sich die Täter nur sieben Minuten am Tatort in der Steinheilgasse auf, wie die Bilder einer Überwachungskamera zeigten: Der Wagen bog um 2.31 Uhr früh in die Gasse ein und verließ diese um 2.38 Uhr wieder.

Die Kriminalisten der Gruppe Hoffmann/Haimeder ließen spätestens nach dem Bekanntwerden der Überwachungsbilder nicht mehr locker. Mehrere Zeugen berichteten, das Täterfahrzeug schon vor der Tat gesehen zu haben – so konnte eruiert werden, dass es sich bei dem Auto um einen roten 3er-BMW aus den Neunzigerjahren handelt. In kriminalistischer Kleinarbeit wurde daraufhin aus über 700 in Frage kommenden Pkws ein Wagen ausgeforscht, der einen Tag nach der Tat abgemeldet worden war. Bis dahin war der BMW auf den nun hauptverdächtigen 48-Jährigen zugelassen gewesen.

Offenbar war der Fahndungsdruck durch die vor Ort erhebenden Beamten so groß, dass sich der 29-Jährige im Beisein seines Anwaltes bei der Staatsanwaltschaft Wien stellte. Am Freitagnachmittag stellte sich dann auch Andreas K.

von Florian Hitz und Gerhard Bartel (Kronen Zeitung) und krone.at

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