Wien-Wahl 2010

Rund 550.000 Migranten spielen bedeutende Rolle

Wien
23.08.2010 12:15
Bei der Wien-Wahl werden Migranten eine bedeutende Rolle spielen - nicht nur als Wahlkampfthema. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, also Ausländer und eingebürgerte Zuwanderer, beträgt mit etwa 550.000 Menschen rund ein Drittel der Bevölkerung. Die SP hält die Gruppe der Zuwanderer gar für "wahlentscheidend".

Aber auch die drei übrigen Landtagsparteien sehen großes Potenzial und wollen folglich ebenso in diesem Wählerpool fischen - mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

"Interesse muss sichtbar sein"
Wiener Migranten seien "wahlentscheidend", sagt SP-Integrationssprecherin Nurten Yilmaz: "Das ist eine relativ große Gruppe, die sich keine Partei leisten kann zu negieren." Ihre Partei werde deshalb - wie etwa im Fall von Frauen oder Arbeitslosen - auch für Zuwanderer einen zielgruppenorientierten Wahlkampf führen. Das inkludiere: Betroffene ansprechen, Organisationen besuchen und zweisprachiges Infomaterial verteilen. Wichtig ist für Yilmaz in diesem Zusammenhang die Frage der Glaubwürdigkeit. "Es genügt nicht, nur Gutes für sie zu denken. Das Interesse muss auch personell sichtbar sein", verweist sie auf eine Reihe von Listenkandidaten mit unterschiedlicher Herkunft. Allein der asiatische Raum sei derzeit etwas unterrepräsentiert, gibt sie zu.

VP: Migranten "Du kannst es schaffen" signalisieren
Die VP versichert, ebenfalls in allen Communitys unterwegs zu sein. Fremdsprachiges Material geschweige denn eigene Kampagnen werde es aber nicht geben, so die Wiener Parteichefin Christine Marek. Es sei schwierig, den möglichen migrantischen Stimmenanteil für die Volkspartei einzuschätzen. Punkten will man mit positiven Bildern, um Migranten "Du kannst es schaffen" zu signalisieren. Das motiviere und baue gleichzeitig Feindbilder in der Mehrheitsbevölkerung ab. Sehr wohl wird es laut ÖVP aber deutschsprachige Inserate in Community-Medien geben.

Mit dem aus Kroatien gebürtigen Schwimmstar Dinko Jukic hat sich Marek erst kürzlich eine prominente Identifikationsfigur ins Team geholt hat. Nicht als "Wahlkampfgag", sondern längerfristig plant die Spitzenkandidatin den Aufbau einer verstärkten Plattform für Menschen mit Migrationshintergrund: "Das Schlimmste ist, vor der Wahl zu sagen 'Ich tu alles für Euch' und dann ist man wieder fünf Jahre weg." Kreuzchen sammeln will die VP unter anderem mit dem Thema Arbeitslosigkeit. Immerhin haben laut Marek zwei Drittel der Menschen ohne Job Migrationshintergrund.

Grüne liefern "Übersetzung der Hauptkampagne"
Die Grünen wiederum kündigen an, im "Integrationswahlkampf" auf den Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft als zentrales Thema zu setzen. Neben mehrsprachigen Foldern und Stickern werde die Partei auch Inserate in fremdsprachigen Medien, die in Wien erscheinen, schalten, so Klubobfrau Maria Vassilakou. Die Themen würden aber nicht nur integrationspolitische Forderungen umfassen, sondern im Grunde eine "Übersetzung der Hauptkampagne" darstellen. Man werde sich jedenfalls hüten, "außenpolitische ethnische Konflikte für Wählerstimmen zu missbrauchen", versichert die grüne Parteichefin.

FP will "Leistungsträger, die sich wirklich integriert haben"
Auf Stimmen von Zuwanderern hofft auch die FP. "Das Potenzial ist sehr gut", zeigt sich Generalsekretär und Wahlkampfleiter Herbert Kickl überzeugt. Die Freiheitlichen wollen vor allem die "Leistungsträger, die sich wirklich integriert haben", ansprechen. Dass vor allem bei Serben um Zuspruch gebuhlt wird, erklärte Kickl damit, dass es bei manchen Staaten oder Regionen aufgrund einer "historischen Nähe" auch einen gemeinsamen kulturellen Hintergrund gebe. Er verwies auch auf deutsche Einwanderer, bei denen es wegen des Wegfalls der Sprachbarriere "größere Affinitäten" gebe.

Angesprochen auf die "Islamismus"-Debatte räumt er ein, dass es durchaus Personen aus betreffenden Ländern gebe, "die Staat und Religion trennen". Dass die Blauen mit ihrer "Wiener Blut"-Kampagne viele aus dem Ausland gebürtige Neo-Wiener vor den Kopf stoßen, glaubt der Chefwahlkämpfer nicht. Denn schließlich hätten auch gut integrierte Migranten kein Interesse an einer "überbordenden" Zuwanderung. Anderssprachige Materialien werde es nicht geben. "Das wäre widersinnig. Wir sollen diese Menschen als Teil der Gesellschaft ansprechen", argumentiert Kickl.

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