Wiener Künstlerin:

„Corona könnte Branche nachhaltig negativ ändern“

Neben der Gastronomie und Hotellerie hat die Corona-Krise vor allem die Kunst- und Kulturschaffenden des Landes hart getroffen. Monatelang keine Aufträge, Gagen, die entfallen, keine Hilfe vom Staat, wenig Lösungen. Dem konfrontiert sieht sich auch die Set-Designerin und Künstlerin Constance Hatice Steininger. Doch nicht nur finanzielle Probleme und fehlende Engagements sorgen die Wienerin: „Im schlimmsten Fall haben sich die Menschen nach Monaten der Verlagerung der Kunst ins Netz daran gewöhnt und der aktive Eigenwille, zu einer Ausstellung oder Lesung zu gehen ist nicht mehr da. Doch dann fehlt der Austausch zwischen Künstler und Publikum. Genau davon lebt die Kunst aber.“

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Anfang Juni eröffnet mit dem Schönbrunner Stöckl das erste Theater nach den strengen Bestimmungen zu Eindämmung von Covid-19 wieder seine Pforten. Lange haben Kunst- und Kulturfans darauf gewartet. Auch die Museen darf man wieder besuchen. Doch einige Bereiche sind noch immer ausgeklammert. Filmschaffende bekamen erst letzte Woche das „Go“ zum Drehen. Dasselbe bekam endlich auch Constance Hatice Steininger, die nun wieder als Szenenbildassistentin beim „Tatort“ arbeiten kann.

Die 26-jährige Kunstschaffende, die auch ausgebildete Grafik- und Kommunikationsdesignerin ist, hat eine lange Durststrecke hinter sich. Eine geplante, bereits fertig gestellte Ausstellung Anfang April musste abgesagt werden, Projekte wurden gestrichen, die finanzielle Absicherung war plötzlich weg. „Vor Corona war meine Auftragslage sehr gut. Jetzt liegt alles in der Schwebe“, sagt sie im Gespräch mit City4U.

Sie hätte zwar Anfragen für Online-Events erhalten, doch diese findet sie nicht unterstützendswert: „Kunst und Kultur bietet die Möglichkeit zur Reflexion. Sie hält der Gesellschaft im besten Fall einen Spiegel vor. Deshalb sind Live-Events wichtig, der Energieaustausch zwischen Künstler und Publikum ist essentiell für die Weiterentwicklung.“ Doch genau diese sind seit Monaten verboten. Ein Umstand, der die Branche vielleicht auch nachhaltig verändern wird. Jedoch nicht unbedingt zum Positiven.

Der Künstler wächst an der Reaktion. „Wenn Kunst primär auf Online-Plattformen verlagert wird ist das ein weiterer Schritt in die Entfernung der Interaktion und des Austausches, Kunst als Konsum“, betont die Wienerin. Corona hat oder wird die Kunstbranche dahingehend jedoch verändern - im schlimmsten Fall. „Es ist ein horribler Ausgange, wenn Menschen sich an die Online-Events gewöhnen und somit der Wille verloren geht, sich aktiv mit Kunst und Kultur auseinanderzusetzen.“

Ein weiterer Punkt ist die Angst. Die eingeimpfte Angst, die nun über begründeter Vorsicht steht, wird so schnell nicht aus den Köpfen verschwinden. „Ich hoffe, dass der Wille zu Austausch und Beteiligung in der Gesellschaft über der eingeimpften Angst steht, dass Menschen gerne wieder zu Kunst- oder Kulturevents kommen. Sie sollen jedoch nicht nur kommen, um die ,armen Künstler‘ zu unterstützen, da diese Sichtweise sowieso problematisch ist, sondern um sich im besten Fall aktiv mit Themen der Gesellschaft auseinanderzusetzen.“

Für Constance Steininger ist die derzeitige Situation nicht nur finanziell schwierig. „Mein Beruf, die Kunst generell, lebt vom Austausch. Dieser findet zur Zeit überhaupt nicht statt. Das macht es manchmal schwierig, nicht zu stagnieren, sondern produktiv zu bleiben“, betont die 26-Jährige. Beim Film war sie bis vor kurzem in Warteposition, ebenso wie viele ihrer Kollegen. „Man hat Hoffnung, dann wird sie wieder genommen. Die Zukunft ist einfach ungewiss“, weiß Steininger. Aus diesem Grund wünscht sie sich Entscheidungen. „Es fehlten vor allem Statements und klare Aussagen. Wenn vermehrt Menschen der Branche, mit Einblick in die Arbeitsabläufe in die Problemlösung involviert werden, könnten Entscheidungen schneller getroffen werden, denn die Ungewissheit ist für jeden am schlimmsten.“

Mai 2020

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