Aus N.Y. heimgekehrt

Schieles “Bildnis Wally” wieder in Wien

Österreich
20.08.2010 08:35
Das "Bildnis Wally" von Egon Schiele ist wieder in Wien. Das 1998 in New York als "Diebsgut" beschlagnahmte und lang umkämpfte Gemälde landete in einer Austrian-Airlines-Maschine am Flughafen Schwechat und wurde von Elisabeth Leopold (Bild) in Empfang genommen. "Ich bin glücklich und froh, dass sie wieder da ist", äußerte sich Leopold und ließ das Bild vor der Übergabe an die Spedition auch gleich auspacken: "Ja, das ist die Wally", bestätigte der restauratorische Gutachter mit einem raschen Blick.

Nach der Konfiszierung des "Bildnis Wally" 1998 im Anschluss an eine Schiele-Ausstellung in New York und einem zwölfjährigen Rechtsstreit mit den Erben der ursprünglichen Besitzer einigte sich die Stiftung Leopold mit den Erben im Juli in einem Vergleich auf eine Zahlung von 15 Millionen Euro. Das Bild war in der Nazi-Zeit unter strittigen Umständen der Galeristin Lea Bondi-Jaray abgepresst und nach dem Krieg versehentlich an falsche Besitzer restituiert worden. 1954 wurde es vom Ende Juni verstorbenen Sammler Rudolf Leopold erworben, der es später in die Leopold-Museum Privatstiftung einbrachte.

Am Montag Präsentation bei halbem Eintrittspreis
Der Öffentlichkeit präsentiert wird die "Wally" (die sich auf dem am Flughafen begutachteten rückseitigen Inventar-Aufkleber mit "V" schreibt) ab kommenden Montag im Leopold Museum: In einer Pressekonferenz am Vormittag wird das Bild enthüllt und neben Schieles "Selbstbildnis mit Lampionfrüchten" aufgehängt. Bis 20 Uhr am Montagabend ist für den "Wally"-Besuch nur die Hälfte des Eintrittspreises zu bezahlen. Neben dem Gemälde werden Texte über Provenienz und Restitutionsgeschichte sowie über die Porträtierte Walburga Neuzil zu lesen sein.

Langfristig Platz in Schiele-Dauerausstellung
Bis Ende August soll die "Wally" im Schiele-Bereich im Erdgeschoß des Leopold Museums zu sehen sein. Während der ersten Herbstwochen, in denen große Teile der Sammlung Leopold im Austausch mit der Sammlung Beyeler in Basel zu Gast sind, wird das Bild innerhalb des Hauses wahrscheinlich in den 4. Stock wandern. Langfristig ist ihr ein Platz in der Schiele-Dauerausstellung zugedacht.

Grüne warnen vor "Selbstzufriedenheit"
Mit einer Warnung vor "Selbstzufriedenheit" meldete sich unterdessen der Grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl zu Wort. "In all dem patriotischen Jubel um die Rückkehr der verlorenen Tochter" verliere man "leicht aus den Augen, dass im Leopold Museum noch nicht eine einzige Restitutionsfrage zufriedenstellend erledigt ist", so Zinggl in einer Aussendung. Bevor im Hause Leopold nun "voller Tatendrang diverse Schiele-Blätter aus der Sammlung zu Geld" gemacht würden, um den "Wally"-Vergleich zu finanzieren, müsste zunächst "deren Provenienz geklärt werden".

"Ein Vergleich kennt keine Sieger"
Die Auswahl der Werke, die für einen Verkauf infrage kommen, hatte Rudolf Leopold noch hinterlassen, wie sein Sohn Diethard heute im Ö1-Morgenjournal bestätigte. "Wir können uns aber drei Jahre Zeit lassen mit dem Verkauf." Zur Rückkehr der "Wally" betonte Leopold, dass es "für Gefühle des Triumphes oder dergleichen keinen Platz" gebe. "Es ist ein Vergleich und der kennt keine Sieger." Im Gegenteil sei "vor dem Hintergrund des beispiellosen Raubes der Nazizeit" eher ein "Gefühl der Trauer" angebracht.

Weitere Restitutionsfälle
Für künftige Restitutionsfälle bzw. Vergleiche, die zunächst Schieles "Häuser am Meer" sowie mehrere Werke von Anton Romako betreffen, sieht Diethard Leopold "keine Hindernisse für eine gute Lösung". Noch bevor der neue museologische Direktor bestellt wird, wolle man "das über die Bühne oder jedenfalls auf Schiene bringen". Für heute ist eine Vorstandssitzung anberaumt, bei der vor allem die finanzielle Lage des Museums Thema sein wird.

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