"Rosinenpicker"

Heinisch nimmt mit Haushalts-Studie Männer in die Pflicht

Österreich
19.08.2010 16:16
Ob im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung: Männer picken sich bei diesen Tätigkeiten die Rosinen hinaus, Frauen erledigen zwei Drittel der unbezahlten Arbeit und dabei hat sich in den vergangenen 18 Jahren auch wenig verändert. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek präsentierte Studie. Sie plädiert deshalb für weitere Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Von ÖVP und FPÖ hagelt es Kritik: Frauenpolitik sei keine Anti-Männerpolitik.

Für die Studie von der Statistik Austria wurden über einen Zeitraum von fast einem Jahr 8.000 Österreicher befragt (März 2008 bis April 2009). Sie hatten ihre Tätigkeiten in Tagebuchblättern detailliert aufzulisten. Dabei stellte sich heraus, dass Frauen 66 Stunden pro Woche arbeiten, zu 41 Prozent handelt es sich um unbezahlte Tätigkeiten. Männer kommen auf 64,3 Arbeitsstunden pro Woche, 25 Prozent davon entfallen auf unbezahlte Arbeit. Fazit: Haushalt und Kindererziehung wird von Frauen "nebenbei" erledigt, auf Kosten der eigenen Freizeit.

"Der Mann kocht zwar ein Haubenmenü, überlässt das Schlachtfeld Küche aber der Partnerin", beschreibt Heinisch-Hosek die Situation in Österreichs Haushalten. "Immer mehr Männer beteiligen sich im Haushalt, deutlich mehr als noch vor knapp 20 Jahren. In den vergangenen fast 30 Jahren kann man sogar fast eine Verdoppelung der Männer bei der Beteiligung an der Hausarbeit feststellen. Das ist sehr erfreulich", so die Ministerin.

Männer: Bügeln, nein danke!
Von einer wirklich partnerschaftlichen Verteilung könne jedoch noch keine Rede sein. Männer (2:46 Stunden) arbeiten pro Tag 86 Minuten weniger im Haushalt als Frauen (4:12 Stunden) und da hat sich auch im Zeitvergleich wenig verändert. "Beim Wocheneinkauf und Kochen sind Männer durchaus engagiert. Bügeln, Wäschewaschen und Putzen sind aber Frauensache", stellt Heinisch-Hosek fest. Beim Einkauf beträgt der Männeranteil etwa 39 Prozent, beim Kochen 32 Prozent. Der Wohnungsputz entfällt hingegen zu 74 Prozent auf Frauen, Wäschewaschen wird nur in 15 Prozent von Männern erledigt. Das Bügeln übernehmen die Männer äußerst selten (11 Prozent).

Heinisch-Hosek "will nicht, dass Männer Rosinenpicker bleiben"
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Kinderbetreuung. Deutlich mehr Männer als je zuvor kümmern sich um die Kleinen. Besonderes Engagement legen die Väter an den Tag, wenn es darum geht, den Spielplatz zu besuchen oder Ausflüge zu machen. Die "Knochenarbeit" wie Füttern, Windelwechseln oder der Arztbesuch wird jedoch von den Müttern erledigt. Wenn es um Aufgaben mit sozialer Anerkennung von außen geht, beteiligen sich Männer gerne, bei den unsichtbaren Tätigkeiten haben Frauen Vorrang. "Ich will nicht, dass Männer weiter die Rosinenpicker bleiben", so Heinisch-Hosek.

Kritik von ÖVP und Freiheitlichen
ÖVP und FPÖ haben mit Kritik auf die Studie reagiert. "Frauenpolitik heißt nicht Anti-Männerpolitik", erklärte die Wiener ÖVP-Obfrau Christine Marek in einer Aussendung. "Die Frauenministerin attackiert beinahe im Wochenrhythmus die Väter mit plumpen, stereotypen Vorurteilen", zeigt sich Marek "entsetzt". Zu glauben, dass man damit die Männer ins Boot holt, sei ein "Irrglaube".

Die FPÖ-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber plädiert dafür, mit den vorhandenen Geldern nicht Studien zu finanzieren, sondern die Familien zu unterstützen. "Heinisch-Hosek soll mit ihrer Pseudofrauenpolitik Frauen nicht ständig in die Opferrolle drängen und zudem versuchen, einen Keil zwischen Frauen und Männer zu treiben." Väterkarenz soll jedenfalls nicht "cool und schick sein, sondern leistbar und möglich".

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