Landeshauptmann Wilfried Haslauer entfachte auch in Salzburg eine Debatte über eine Corona-Impfpflicht. Landeskliniken-Primar Richard Greil sieht Zeit für die Frage noch nicht gekommen. Seine Kollegen sind sich uneinig.
Noch ist ein Covid-Impfstoff reine Zukunftsmusik. Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) sprach sich jedoch schon jetzt gegen eine mögliche Corona-Impfpflicht aus. „Eine Impfpflicht beurteile ich generell eher kritisch. Daher sollten Maßnahmen zur Aufklärung und zur Sensibilisierung der Eigenverantwortung forciert werden“, ließ Haslauer am Mittwoch wissen. Der federführende Covid-Experte der Landeskliniken (SALK) Richard Greil hält eine solche Debatte aktuell jedoch für falsch. Eine Entscheidung zu einer Impfpflicht „sollte man offen lassen und an die gegebene Situation anpassen“, so der Mediziner. „Eine Diskussion darüber ist definitiv verfrüht“, betont Greil. Die weitaus dringenderen Fragen sind dem Chefinfektiologen zufolge andere.
„Wann gibt es einen zugelassenen Impfstoff? Wer bekommt ihn? Wie stark wird eine zweite Welle sein? Welche Impfbereitschaft in der Bevölkerung ist vorhanden?“, fragt der Primar. Die Durchimpfungsraten seien hierzulande jedenfalls niedrig, gibt er zu bedenken.
Allgemeinarzt hält Debatte für berechtigt
Ein Grund für die österreichweit niedrigen Impfraten sind laut Hausarzt und Ärztekammer-Vizepräsident Christoph Fürthauer speziell die Vorbehalte vieler Patienten und eine fehlende „Impfmoral“. „Jeder passt auf seinen Personalausweis auf. Aber wo sie ihren Impfpass verloren haben, wissen viele meiner Patienten nicht“, kritisiert Fürthauer. Einer Corona-Impfpflicht ist er darum nicht abgeneigt. „Ich halte die Diskussion darüber für wichtig. Tendenziell bin ich dafür.“ Zwar habe auch Fürthauer teils Bedenken. Die Folgen von Covid-19 und die fehlende Impfbereitschaft in Österreich seien jedoch ein Argument für die Pflicht zum Nadelstich. Der Pfarrwerfener fordert weniger Angst vor der Impfnadel ein.
Der Saalbacher Mediziner Karl Schnell spricht sich lediglich für „sanften Druck“ aus. „Der Entzug von Leistungen durch die Krankenkasse bei mangelnder Impfbereitschaft wäre eine Möglichkeit“, sagt Schnell.
Ein solches System müsse jedoch wohl überlegt sein, betont der Pinzgauer. „Die Meinung des Landeshauptmannes teile ich jedenfalls“, stellt er klar. Steht in Zukunft ein Impfstoff zur Verfügung, hoffe Schnell letztendlich auf die Vernunft seiner Patienten.
Weltweit forschen Wissenschaftler derzeit mit Hochdruck zu einer Covid-Impfung. Bisher wurde lediglich ein experimenteller Corona-Impfstoff in den USA am Menschen getestet. Der Prozess von der Herstellung über Studien bis hin zur Zulassung von Impfstoffen dauert fallweise jedoch mehrere Jahre. Angesichts der Pandemie rechnet SALK-Experte Richard Greil frühestens Mitte 2021 mit einem in Europa verfügbaren Impfstoff. Auch Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) preschte am Mittwoch von Wien aus mit einer Absage zu einer möglichen Corona-Impfpflicht vor.
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