Am Holzer Berg

Als in Kärnten Gladiatorenspiele stattfanden…

Kärnten
17.05.2020 12:55

Schon 400 Jahre vor der Gründung Roms gab es auf dem Holzer Berg eine Siedlung, die später zur römischen Provinzhauptstadt Teurnia wurde und heute Spannendes verrät.

Wie lebten Menschen einst? Diese Frage lässt Archäologen unermüdlich suchen, graben, forschen und staunen. Wie in St. Peter in Holz in Lendorf bei Spittal: Schon aus dem 12. Jahrhundert vor Christus wurden Besiedelungsspuren entdeckt; dann wanderten die Kelten ein, später kamen die Römer. „Rom wollte in den Alpen Leute haben, um leichter Handel treiben zu können“, weiß Heimo Dolenz, Leiter der Abteilung Provinzialrömische Archäologie und Feldforschung im Landesmuseum. Denn Eisen und Lebensmittel aus der Gegend waren geschätzt.

Kustos Ferdinand Kargl im Museum im früheren Pfarrstadl. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Kustos Ferdinand Kargl im Museum im früheren Pfarrstadl.
Fundstücke aus der Kleinstadt Teurnia aus römischer Zeit. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Fundstücke aus der Kleinstadt Teurnia aus römischer Zeit.

Teurnia wurde zum „municipium“
Die römische Provinz Noricum wurde um 50 nach Christus errichtet; Teurnia wurde zum „municipium“. „Die Römer brachten mit der mediterranen eine attraktive Kultur in die Alpen. Ihre größte Errungenschaft war die Rechtsordnung. Da kam es vor, dass ein Bauer vom Holzer Berg sein Kind als Sklave hergab, und vereinbart wurde: Nach fünf Jahren wird es freigelassen: als freier römischer Bürger“, berichtet der Archäologe.

Heimo Dolenz deutet Bildhauerkunst, die vom Leben erzählt. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Heimo Dolenz deutet Bildhauerkunst, die vom Leben erzählt.

Beschützt wurde die Stadt von Teurnia, doch auch andere Götter wurden eingeführt: Thrakische Soldaten brachten Heros, der keltische Grannus wurde dem griechischen Apollon gleichgesetzt. „Als Gegenpol zum steifen Kaiserkult waren orientalische Kulte beliebt. Mit ihnen brachten die Truppen den Jenseitsglauben“, so Dolenz: „Mithras und Kybele wurden verehrt.“

Wertvoller Mosaikboden mit Botschaften in zwölf Feldern. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Wertvoller Mosaikboden mit Botschaften in zwölf Feldern.

Gladiatorenspiele
In einer römischen Siedlung durften Gladiatorenspiele nicht fehlen: Ein Relief (siehe Titelfoto ganz oben) zeigt, wie ein Bär mit Peitschen gereizt wird. Syrascus, Eutyches und Valerianus weihten Göttin Nemesis das Kunstwerk. „Sie ist als Diana mit Bogen und Pfeilen dargestellt und opfert Weihrauch. Das Relief erinnerte die Gladiatoren: Opfere, wenn du den Kampf bestehst“, so der Experte über das Relief von Teurnia.

Zufallsfund: Beim Bau einer Wasserleitung wurde 1908 diese frühchristliche Friedhofskirche entdeckt. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Zufallsfund: Beim Bau einer Wasserleitung wurde 1908 diese frühchristliche Friedhofskirche entdeckt.

Die zunächst lose Siedlung war schon vom Fluss aus zu sehen. „An der Drau muss es einen Hafen gegeben haben“, ist sich Dolenz sicher. Erst um 400 siedelten Bewohner der Häuser in der Ebene auf den Hügel, rund um das alte Forum; eine Stadtmauer entstand.

Aus Blei oder Zinn gegossene Götterfiguren. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Aus Blei oder Zinn gegossene Götterfiguren.

Christen errichteten um 400 am Stadtrand eine Kirche, die 100 Jahre später ausgebaut wurde: die erst vor 36 Jahren entdeckte Bischofskirche. Außerhalb der Stadtmauern bauten sie eine Friedhofskirche, in deren rechter Seitenkapelle ein um 500 entstandenes Mosaik zu bestaunen ist, das beispielsweise die Ente zeigt, die ihre Küken versammelt, wie Jesus es laut Evangelium mit den Menschen macht.

Die Grundmauern der Bischofskirche am Stadtrand von Teurnia wurden 1984 entdeckt. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Die Grundmauern der Bischofskirche am Stadtrand von Teurnia wurden 1984 entdeckt.
Die Grundmauern der Bischofskirche. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Die Grundmauern der Bischofskirche.

Zur Völkerwanderung - um 600 n. Chr. - bereiteten einwandernde Slawen der Stadt ein Ende. Doch die Geschichte von Teurnia ist für Besucher, über ein Fotorätsel auch für junge Zeitreisende, ein Abenteuer. Salve!

Das Museum Teurnia öffnet am 30. Mai: Di bis So, jeweils 10-16 Uhr.

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