1 Million € verloren

Betrogenes Paar nun selbst als Betrüger verurteilt

Tirol
14.08.2010 09:31
An einen Internet-Betrüger hat ein Innsbrucker Wissenschafter-Paar (69, 70) sein Haus, die Villa, sein Landgut verloren. Er versprach ihnen – nach "gewissen Vorauszahlungen" - ein Vermögen. Die Zahlungen trieben sie in Konkurs, sie haben heute 1 Million Euro Schulden. Und mussten sich Geld ausleihen. Das konnten nicht zurück zahlen. Nun wurden sie selbst wegen Betruges verurteilt!

2004 erreichte die angeklagte Frau Doktor (69), eine anerkannte Wissenschafterin, das E-Mail eines gewissen John Kelo.

Das ist ein klassischer, nigerianischer Internet-Betrüger. Der Verbindungen nach London und Südafrika hat. Vor dem und vor seinesgleichen warnt die Polizei ständig, damit die Internet-Benutzer nicht auf solch plumpe Abzocke-Tricks hereinfallen. John Kelos Schema-F, das jeder User kennt: "Ein Verwandter erbte 100 Millionen Euro. Um die Erbschaft abzuwickeln, überweisen Sie mir 50.000 Euro. Dann beteilige ich Sie am Millionengewinn mit 40 Prozent…"

Angeklagte überwiesen mehr als eine Million Euro
"Wir trafen John Kelo 2009 in London, der ist kein Betrüger. Denn er schwor uns auf die Bibel, dass wir unsere Millionen bekommen", sagte die Angeklagte beim Prozess am Innsbrucker Landesgericht zu Richter Bruno Angerer. "Seit 2004 schicken wir ihm Geld, damit er die Erbschaft seines Verwandten regeln kann. Wenn diese Vorgänge abgeschlossen sind, erhalten wir etwa 40 Millionen Euro. Damit wollen wir unser wissenschaftliches Projekt, Ausgrabungen in Asien, für das wir eine Finanzspritze benötigen, vorantreiben", sagten beide Angeklagten unisono. Unfassbar!

Weit über eine Million Euro hätten sie John Kelo seit 2004 überwiesen. Nun sei man pleite. Und habe sich, um wieder ein Haus zu kaufen, 21.700 Euro von Bekannten ausleihen müssen. Diese hatten, als nicht zurück gezahlt wurde, Anzeige wegen Betrug erstattet. Obwohl ihnen die Angeklagten 40 Prozent Zinsen zusagten.

Bedingte Geldstrafe wegen Betrugs
"Meine Mandanten hatten keinen Betrugsvorsatz. Sie glauben wirklich, dass das große Geld eintrifft", so Verteidiger Georg Gschnitzer. Er legte sodann John Kelos "Letter of Credit" vor. Einen wertlosen Wisch mit Schnörkelschrift: "Geld auf Londoner Bank eingetroffen." Richter und Ankläger schlugen die Hände über dem Kopf zusammen: "Wie können Sie das für bare Münze nehmen? Warum sollten gerade Sie so viel Geld bekommen?" Rechtskräftiges Urteil: Je 1.440 Euro bedingte Geldstrafe für Betrug. "Letztlich hatten Sie Zweifel, dass das Geld eintrifft", sagte der Richter.

von Hans Licha, Tiroler Krone

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