"Ich hab's geschafft"

“Skyrunner” Christian Stangl hat K2 bezwungen

Österreich
13.08.2010 08:22
Der Extremsportler Christian Stangl hat den K2 bezwungen. "Ich hab's geschafft", vermeldete er am Freitag auf seiner Website den Gipfelsieg, den er am Donnerstagvormittag erreicht hatte. Die oberösterreichische Alpinistin Gerlinde Kaltenbrunner hatte vor einer Woche am K2 umkehren müssen, nachdem ihr schwedischer Bergkamerad Fredrik Ericsson beim Aufstieg tödlich verunglückt war. Stangl rückte trotz dieses Dramas nicht von seinem großen Ziel ab und hat damit als erster Alpinist in diesem Jahr den Gipfel des 8.611 Meter hohen Berges erreicht.

Die erste Nachricht des 44 Jahre alten "Skyrunners" ist kurz, aber voller Euphorie: "Das Satphone ohne Stromversorgung - ein paar Fotos gemacht (siehe Bild oben) und dann sofort wieder abgestiegen - beim Abstieg in der Nacht kurz Unterschlupf gesucht unter einer Felsnische und dort ein wenig gedöst. Keine Ahnung wie lange. Bin jetzt im Basislager, lege mich schlafen und melde mich im Laufe des Tages. Ich bin voll fertig - aber happy."

Erst kürzlich hatte Stangl im Interview mit der "Krone" seine Ziele für das Jahr 2010 ausgeführt (siehe Infobox). Die Bezwingung des K2 war dabei der vorletzte Meilenstein seines Projektes "14 7summits", in Zuge dessen der Extremsportler auf allen Kontinenten die höchsten und auch die zweithöchsten Berge bezwingen will. Als letzte Hürde wartet nun im November noch der 4.852 Meter Mount Tyree in der Antarktis. Erst sieben Bergsteiger standen seit der Erstbegehung im Jahre 1967 auf dem Gipfel, seit 1997 überhaupt keiner mehr.

K2 gilt als schwierigster Achttausender
Der K2 im Karakorum-Gebirge ist gefürchtet: Der Berg an der pakistanisch-chinesischen Grenze ist mit 8.611 Metern nach dem Mount Everest (8.848 Meter) zwar "nur" der zweithöchste Gipfel der Erde, aber er gilt unter Alpinisten als schwierigster Achttausender. Für Schlagzeilen sorgen immer wieder tödliche Unfälle. Einer deutschen Studie von Anfang 2007 zufolge kehren rund 24 Prozent der Gipfelbezwinger am K2 nicht mehr lebend zurück.

Der K2 gilt aufgrund seiner langen, steilen Wände und anspruchsvollen Routen als technisch schwierigster Achttausender. Vom Basislager auf 5.200 Meter Höhe muss man auf der Normalroute via Abruzzi-Grat 2.000 Höhenmeter mit einer Steigung von 45 Grad überwinden. Zusätzlich machen Wetterkapriolen Alpinisten immer wieder zu schaffen. Der Berg am Ende des mächtigen Baltoro-Gletschers und an der Flanke des Karakorum ist extrem wind- und wetterexponiert.

August 2008: Stangl entgeht tödlichem Drama nur knapp
Im August 2008 entging Extremsportler Stangl auf dem K2 selbst nur knapp einem Drama mit mehreren Toten. Er stieg bis 8.100 Meter auf, ehe eine Eislawine im Bottleneck die Saison beendete und elf Bergsteiger mit in den Tod riss. 2009 versuchte Stangl erneut sein Glück und erreichte 8.300 Meter. Gewaltige Schneemengen vereitelten jedes Vorwärtskommen.

Im Juli 2010 hatte er einen entsprechenden Versuch wegen Erkrankung abbrechen müssen, im August scheiterte ein Gipfelsturm erneut. Zur selben Zeit musste auch Gerlinde Kaltenbrunner nach einem Unfall - ihr schwedischer Bergkamerad kam ums Leben - umkehren.

"Skyrunning" als neue Dimension des Bergsteigens
Christian Stangl, geboren 1966 im steirischen Landl, hat 1998 seine ersten hohen Berge erklommen und 2001 erstmals hohe Wände allein an den Achttausendern und im Alpinstil durchstiegen. Die erste "beabsichtigte" Schnellbegehung erfolgte im März 2002. Den südamerikanischen Aconcagua (6.956 Meter) schaffte Stangl in nur vier Stunden und 25 Minuten vom Basislager aus - ohne Rucksack, nur in Laufschuhen. Den neuen Stil, nicht angewandt am K2, nannte er "Skyrunning".

"Ich möchte das Bergsteigen in eine neue Dimension katapultieren", erklärte Stangl, als er im Dezember 2007 seine "Seven Summits Speed Tour" geschafft hatte: Dabei hatte er die höchsten Gipfel aller sieben Kontinente insgesamt in der Rekordzeit von 58 Stunden und 45 Minuten bestiegen. Er hatte den Mount Everest, den Elbrus, den Kilimandscharo, den Carstenz, den McKinley und den Mount Vinson bezwungen.

"Seien wir realistisch, fordern wir das Unmögliche!"
Ein Skyrunner ist in der Regel allein unterwegs, ohne künstlichen Sauerstoff und mit leichter Bekleidung. "Seit 50 Jahren hat sich kaum etwas verändert. Die letzte Innovation waren die Achttausender ohne Sauerstoffflaschen. Ich habe den Beweis geliefert, dass man alle Berge als Tagestour machen kann. Und ohne viel Equipment und Technik, ehrliches Bergsteigen ohne Firlefanz", erklärt Stangl seine Philosophie.

Im Zivilberuf ist der Extremsportler Elektrotechniker und war zuletzt als Projektleiter in Libyen tätig. Seine bevorzugten Freizeitbeschäftigungen: Sport, Reisen, Geografie und Sprachen. Darüber hinaus hält er Firmenvorträge. Sein Leitspruch: "Seien wir realistisch, fordern wir das Unmögliche!"

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