Sozialsystem in Wien

Studie bescheinigt Wien “sehr gute Performance”

Wien
12.08.2010 13:15
Wiens Sozialsystem schneidet im Vergleich zu fünf anderen europäischen Großstädten sehr gut ab. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, die von der Stadt in Auftrag gegeben wurde. Wien zeige trotz suboptimaler Rahmenbedingungen große Anstrengungen in Sachen soziale Absicherung und schneide nach objektiven Kriterien sowie in der subjektiven Beurteilung der Bewohner am besten ab, so die Studienautoren.

Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SP) sieht dennoch Handlungsbedarf in puncto Umgang mit älteren Behinderten, der Entlastung von Spitälern und bei der Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen, sagte sie am Mittwochabend. Verglichen wurde Wien mit Brüssel, Hamburg, Lissabon, Prag und Stockholm. Vergleichbare Größe, geografische Verteilung und die Repräsentanz unterschiedlicher Sozialsystemtypen seien ausschlaggebend für die Städteauswahl gewesen, erläuterte Co-Autor Michael Fuchs. So stehe Stockholm für den sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat, Wien, Hamburg und Brüssel für den konservativen, Lissabon für den südlichen und Prag für den postkommunistischen Typus.

Marin: "Keinerlei Erwartungsdruck" durch Stadt
Die Donaumetropole weise eine "sehr gute Performance und einen hohen Grad an eigenen Anstrengungen bzw. Investitionen für die gegenwärtige und zukünftige Entwicklung" auf, heißt es in der Studie. Sozialexperte Bernd Marin, ebenfalls an der Studie beteiligt, versicherte, es habe seitens der Stadt keinerlei Erwartungsdruck gegeben, was die Ergebnisse betrifft. Man sei positiv überrascht gewesen, freie Hand und die Möglichkeit für kritische Bemerkungen gehabt zu haben. "Das ist die Antwort auf die Fiktion, die Wiener SP richtet sich's immer schön", freute sich Wehsely.

Trotz der recht positiven Ergebnisse orteten die Wissenschaftler in einigen Teilbereichen Handlungsbedarf. So wurde etwa das Übermaß an stationärer Krankenhausversorgung kritisiert und der Ausbau der Behindertenhilfe auf über 65-Jährige gefordert. Bei letzterem Punkt verwies die Sozialstadträtin auf das Chancengleichheitsgesetz, das demnächst das derzeit noch geltende Behindertengesetz ablösen und unter anderem die Aufhebung der Alterslimitierung beinhalten würde. Im Spitalwesen strebe man den Abbau von mehr als 300 Betten bis 2015 an, um diese in den Pflegebereich umzuschichten. Außerdem wolle man die niedergelassenen Ärzte aufwerten, um dadurch Spitalambulanzen zu entlasten. Eine Herausforderung sah Wehsely auch in Sachen Arbeitsmarkt. Der Anstieg bei der Sozialhilfe in den vergangenen Jahren liege hauptsächlich an der Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse. Menschen würden zu ihrem niedrigen Einkommen Finanzhilfe benötigen, um über die Runden zu kommen.

Mehrere Aspekte flossen in Beurteilung ein
In der Studie wurden mehrere Aspekte berücksichtigt: Untersucht wurde zunächst die Ausgangslage der unterschiedlichen Citys - etwa die Höhe des Bruttoregionalprodukts, der Arbeitslosigkeit oder des Schuldenstandes. Hier liegt Wien nur an vierter Stelle hinter Stockholm, Brüssel und Prag. An zweiter Stelle liegt man hingegen bei den Anstrengungen der Stadtregierungen, um den Einwohnern hohe Lebensqualität und soziale Sicherheit zu bieten - beispielsweise durch Investitionen in Infrastruktur, Bildung oder Kinderbetreuung. Hier erreichte ebenfalls Stockholm die meisten Punkte. Trotzdem kommt die schwedische Hauptstadt bei der Gesamtperformance nur auf Platz 4, während Wien hier als Sieger hervorgeht. Gemessen wurde dies einerseits durch Kriterien wie Indizes der Lebensqualität, Umgang mit Budgetressourcen oder Anteil an Grünraum, aber auch mittels Umfragen zur Zufriedenheit mit Administration oder Spitälern.

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