Immer mehr Lokale in Kärnten bieten wegen der Coronakrise einen Liefer- oder Abholservice an. Wie es von der Wirtschaftskammer Kärnten heißt, wuchs die Zahl der Lokale, die solche Services anbieten, in den vergangenen Wochen um mehr als 50 Prozent. Und zwar sowohl in den Städten als auch im ländlichen Raum. Außerdem ortet man eine hohe Solidarität der Gäste.
Wie Gastronomie-Fachgruppengeschäftsführer Guntram Jilka im Gespräch mit der APA sagte, haben von den rund 3.800 Gastronomiebetrieben in Kärnten schon bisher mehr als 700 einen Lieferservice oder eine Abholung angeboten. „300 bis 400 - also gut 50 Prozent - sind in den vergangenen Wochen neu dazugekommen“, erklärte Jilka. Zwei Drittel der neu hinzugekommenen Lokale bieten nur die Abholung an, ein Drittel sowohl Abholung als auch Lieferung.
Basiskosten abdecken
Wenn es um den Geschäftsverlauf geht, so sind die Erfahrungen, die die Gastronomiebetriebe gesammelt haben, unterschiedlich. Manche Betriebe seien nicht zufrieden, durchaus würde es aber Lokale geben, die gut mit der neuen Taktik fahren. Manche verzeichnen bei den Speisen sogar Umsätze wie vor der Coronakrise - auch wenn Jilka das gleich wieder relativiert: „Damit kann man die Basiskosten abdecken. Aber für den eigentlichen Gewinn brauche ich die Einnahmen aus den Getränken.“
Trotzdem sei das Anbieten dieser Services für die Wirte eine „mentale Stütze“, bekräftigte Jilka. „Man sieht als Wirt, dass etwas weitergeht und dass man nicht in Lähmung verharren muss.“ Ganz wichtig sei in dem Zusammenhang, auch die Solidarität der Gäste hervorzustreichen: „Die Gäste halten uns die Stange, sie fahren weiterhin zu ihrem Lieblingswirt.“ Manche würden regelmäßig ganz gezielt in unterschiedlichen Lokalen bestellen. Der Trend zu Lieferung und Abholung sei übrigens kein städtisches Phänomen: „Besonders viele Lokale, die Abholung oder Lieferung neu anbieten, sind am Land.“
Abholung vor allem Freitags und Samstags
Der Freitag und der Samstag seien die stärksten Abhol- und Liefertage, worauf sich auch die Lokale eingestellt hätten. Viele Betriebe würden von Montag bis Donnerstag nur zu Mittag aufkochen, in der Stadt sei auch das Abendgeschäft stark. Im Zusammenhang damit würden die Lokale nun eine Vorgehensweise praktizieren, die die Wirtschaftskammer schon länger empfehlen würde, sagte Jilka: „Wir sagen immer, dass die Betriebe aufsperren sollen, wenn es sich lohnt. Jetzt haben sie eben nicht mehr von 11.00 bis 23.00 Uhr durchgehend offen, sondern von 11.00 bis 15.00 Uhr und dann von 17.00 bis 19.00 Uhr.“
Jilka empfiehlt, dass die Lokale das neue Angebot auch in Zukunft beibehalten, also auch dann, wenn es wieder zu einer Öffnung der Gastronomie kommt: „Wir befürchten, dass wir heuer einfach nicht auf die übliche Gästefrequenz kommen werden.“ Mit Lieferung oder Abholung könne man den Servicebereich entlasten und auch „das eine oder andere Umsatzprozent generieren“. Nachhaltig wirken könnten seiner Meinung nach spezielle Speisenangebote für den Lieferbereich: „Das wird dann natürlich nicht der rosa gebratene Lammrücken sein. Aber Pasta, Schnitzel, Backhendl, Burgunderbraten, Beuschel oder Gulasch funktionieren super für den Take-Away-Bereich.“
Speisekarte kommt per Mail
Die Bestellungen bei den neu hinzugekommenen Liefer- und Abhollokalen laufen übrigens immer unterschiedlich ab. Manche verschicken die Speisekarte über Whatsapp oder E-Mail und nehmen die Bestellungen telefonisch entgegen. Andere verlassen sich auf ihre Homepage. Was hier auffällt, ist die hohe Bedeutung des Smartphones, so Jilka: „Drei von vier Online-Bestellungen erfolgen über die mobile Website.“ Und auch was die Distanzregeln bei der Abholung angeht, beweisen die Gasthäuser Innovationsgeist - so bekommen Gäste in einem Kärntner Lokal Fünf-Minuten-Slots für die Abholung zugeteilt, damit man mit möglichst wenigen Leuten zusammentrifft.
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