St. Peter/Ottersbach

„Jetzt hat das Virus auch uns erwischt“

Steiermark
14.03.2020 07:15

Was passiert in einem Ort, wenn es einen Corona-Fall gibt? In St. Peter am Ottersbach ist der Fall nun eingetreten. „Krone“- Fotograf Sepp Pail zeichnet ein Bild der Lage in seiner Heimatgemeinde.

Bis auf den letzten Platz füllt sich der Kleinbus von Walter Gsellmann an einem normalen Schultag. Doch egal, welche Haltestelle auf seiner Tour durch St. Peter am Ottersbach er am Freitag in der Früh anfährt, es will niemand einsteigen.

Der Grund dafür hat die südsteirische Gemeinde am Donnerstagabend ins Mark getroffen: Da nämlich gab es erste Meldungen über einen Corona-Fall im Ort: „Seitdem läutet mein Telefon ohne Ende, wir betreten absolutes Neuland“, sagt Bürgermeister Reinhold Ebner.

Erster Corona-Fall in der Gemeinde
Mittlerweile ist der Fall bestätigt, weitere Verdachtsfälle stehen im Raum. Vehement forscht man, mit wem der Betroffene - er war davor offensichtlich im Skiurlaub - Kontakt hatte.

Noch in der Nacht hat der Bürgermeister in Absprache mit den Leitern den Kindergärten und Schulen freigegeben: „Beim Großteil der Eltern ist das auf großes Verständnis gestoßen, aber natürlich gibt es eine Verunsicherung“, erklärt er. Für viele Eltern sind in solchen Notfällen Großeltern wichtige Stützen - gerade mit denen sollen Kinder derzeit aber keinen Kontakt haben.

Vereinzelt sind am Freitag dennoch Kinder und Eltern im Schulgebäude: „Wir holen nur unsere Sachen, damit wir alles zu Hause haben“, erzählen sie.

Die große „Unruhe vor dem Sturm“
Die Stimmung im Ort beschreibt Pfarrer Wolfgang Toberer als große “Unruhe vor dem Sturm„. Die Menschen sind “sehr besorgt„. In den Geschäften gibt es lange Schlangen, die Kaffeehäuser sind so gut wie leer, das Seniorenwohnhaus mit 42 Personen wurde so gut wie möglich “dichtgemacht", erklärt der Bürgermeister.

Eine geplante Taufe hat die Familie selbst abgesagt. „Ich kann es verstehen“, sagt der Pfarrer, der am Samstag und Sonntag noch Messen halten will. Ab Montag sind die dann ohnehin verboten: „Krankensegnungen werde ich nach Absprache noch machen.“

„Neuland im Zusammenleben“
Vor einer Panik warnt der Bürgermeister: „Auch wenn wir absolutes Neuland im Zusammenleben in unserer Gemeinde betreten, müssen wir die nächsten Schritte mit Bedacht setzen und überlegt agieren“, sagt er. Und dann muss er auch schon zu seinem nächsten Termin eilen.

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