Wintercharter-Flüge

Salzburger sind beim Fliegen gespalten

Salzburg
19.02.2020 12:35

115 Ankünfte und 114 Abflüge gibt’s am Samstag in Salzburger Flughafen: zu viel, sagen die Anrainer und Naturschützer. Doch wie stehen Salzburgs Bürger dazu? Die „Krone“ hat sich auf der Straße umgehört.

Winterurlauber schieben sich aus der Ankunftshalle des Salzburger Flughafens. Ein nicht enden wollender Strom. Sie plappern hektisch auf Englisch, Dänisch, Finnisch, verschwinden in Shuttlebussen und Taxis.

Viele der Touristen drängen in die Skigebiete – und den Salzburgern eine Diskussion auf: Lässt sich die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz überhaupt finden? Die „Krone“ hat sich unter Salzburgs Bürgern umgehört. Ganz schlüssig scheinen die sich nicht zu sein. Tenor: Die Flüge sind wichtig. Am Umweltschutz muss man schrauben. Die Flughafenanrainer tun ihnen Leid.

„Ich kann die Anwohner verstehen. Immer mehr Flugzeuge fliegen und es ist sehr laut“, sagt Thomas Kögl aus Wals. „Auf der anderen Seite wollen eben alle in den Urlaub fliegen.“ Von der sogenannten Flugscham hält er – wie alle befragten Salzburger – nichts. „Es ist übertrieben, sich dafür zu schämen. Ein Bewusstsein für die Umwelt ist gut, aber das Flugzeug ist einfach ein wichtiges Verkehrsmittel.“ Auch für die 30.000 Passagiere, die der Salzburger Flughafen vergangenen Samstag befördert hat, scheint das Flugzeug unabdingbar zu sein. Gehen die Hilferufe der Anrainer im Getöse der Turbinen unter?

Anrainer fühlen sich von Politik alleine gelassen
„Jedes erträgliche Maß ist bei Weitem überschritten“, sagt Michael Lederer. Er ist Obmann des Anrainerschutzverbands Salzburg Airport mit rund 250 Mitgliedern. „Die Flugzeuge starten und landen fast im Minutentakt. Ist einmal Ruhe, fliegen alle drei Minuten die Sportflieger einmal rund herum um den Flughafen.“

Die Anrainer fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. „Der Lärm macht die Menschen krank. Wenn man hört, dass der Bürgermeister sagt, wir haben die Lautstärke im Griff, kann ich das nicht nachvollziehen.“ Lederer glaubt nicht, dass die Politiker in der Nähe des Flughafens wohnen. „Sie zeigen eine sehr große Arroganz gegenüber den Bürgern.“

Auch das Argument, die Wintercharterflüge seien wichtig für den Tourismus im Bundesland, lässt Lederer nicht gelten. „Es geht ja nicht nur um die Wintercharter. Es gibt doch über das Jahr viel mehr Abflüge als Ankünfte. Ich bezweifle, dass der Flughafen wirtschaftlich so wichtig ist, wie die Politik behauptet.“ Und: Die vielen Flüge seien nicht nur schädlich für die Gesundheit der Anrainer. Auch die Umwelt leide. „Nur durch Passagierflüge entstehen 10.000 Tonnen CO2 im Bereich des Flughafens!“

Die Naturschützer fordern weniger Flüge
Ein Umstand, der auch Hannes Augustin vom Naturschutzbund ärgert: „Wir wollen Anreisen, die umweltfreundlich sind.“ Der Flugtourismus solle auf keinen Fall verstärkt werden. Er unterstützt die Anrainer: „Uns geht es um die Menschen. Sie sollen Ruhe haben, statt Lärm und Abgasen.“ Augustin fordert, den Flugverkehr auf das nötige Ausmaß beschränken. Es müsse mehr getan werden. „Man sollte zum Beispiel die Bahnverbindungen verbessern.“ Von der Flugscham hält aber auch er nichts. „Es ist wichtig, dass man ein Bewusstsein dafür hat, dass Fliegen umweltschädlich ist.“ Scham und sozialer Druck sei aber der falsche Weg. „Eine Veränderung muss aus eigenem Antrieb geschehen.“

Christoph Laible
Christoph Laible
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