Oranier-Märsche

Über 80 Polizisten bei Krawallen in Nordirland verletzt

Ausland
13.07.2010 10:58
Bei Ausschreitungen in Nordirland sind 82 Polizisten verletzt worden. Dies erklärten die Behörden, nachdem es auch in der Nacht auf Dienstag erneut zu Straßenschlachten mit erheblichen Zerstörungen kam. Dabei protestierten Katholiken gegen die protestantischen Oranier-Märsche. Als Folge der Krawalle kamen Pendler zu spät zur Arbeit und verschiedene Straßen waren unter anderem wegen ausgebrannter Fahrzeuge gesperrt.

Katholische Demonstranten warfen mit Flaschen und Molotow-Cocktails auf die Sicherheitskräfte, die sich mit Wasserwerfern und Gummigeschossen zur Wehr setzten. Die traditionellen Märsche des protestantischen Oranier-Ordens am Montag hatten die Proteste ausgelöst. Besonders schwer verletzt wurde eine Polizistin, die von einem Ziegelstein am Kopf getroffen wurde. Über die Zahl der verletzten Demonstranten lagen zunächst keine Berichte vor.

Die Polizei und Politiker machten Dissidenten der früheren separatistischen Untergrundorganisation IRA dafür verantwortlich, die Gewalt angestachelt und koordiniert zu haben. Die Ausschreitungen hatten in dem Belfaster Stadtteil Ardoyne begonnen, wo etwa 100 Demonstranten eine Sitzblockade veranstalteten, um einen Zug der Oranier aufzuhalten. Zugleich griffen vermummte Männer und Jugendliche die Polizei an. Von dort aus breitete sich die Gewalt in andere Arbeitergegenden Belfasts und in andere Städte in Nordirland aus.

Langfristige Lösung vonnöten
Ein ranghohes Mitglied der nordirischen Polizei sagte, es müsste eine langfristige Lösung gefunden werden, wie man mit den Paraden der Protestanten umgehen könne. "Das ist der einzige Weg, wie wir von Chaos, Spannungen und Angst wegkommen, die Nordirland jedes Jahr erfassen."

Die Oranier-Umzüge finden alljährlich am 12. Juli statt, dem Jahrestag der historischen Schlacht am Fluss Boyne nordwestlich von Dublin. Dort bezwang der Protestant Wilhelm von Oranien 1690 den englischen König Jakob II., einen Katholiken, und wurde dessen Nachfolger. Am Jahrestag der Schlacht kam es auch schon in der Vergangenheit regelmäßig zu Ausschreitungen. In den vergangenen 15 Jahren mussten die Oranier immer mehr Einschränkungen bei der Auswahl ihrer Parade-Strecken hinnehmen. Gleichzeitig ging die Gewalt deutlich zurück.

Dem Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland, der 1998 mit dem sogenannten Karfreitagsabkommen formell beendet wurde, fielen in drei Jahrzehnten 3.500 Menschen zum Opfer. Die größten Untergrundorganisationen legten ihre Waffen nieder, einzelne kleine Splittergruppen aber halten bis heute an sporadischen Gewaltaktionen fest.

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