Mit unübertroffenen Auslastungs- und Einnahmen-Zahlen verzeichnete Holender als Staatsoperndirektor große Erfolge - viermal wurde seine Amtszeit verlängert, damit leitet er seit stolzen 19 Jahren das Haus am Ring. Mit einer sechsstündigen "musikalischen Rückschau" am 26. Juni bzw. einer umjubelten Aufführung von Richard Wagners "Parsifal" am 30. Juni beendete das Multitalent seine Staatsopern-Ära. Bei einer Matinee vor zwei Wochen hatte Armin Wolf den scheidenden Operndirektor gefragt, was die angekündigte Schluss-Überraschung der letzten "Parsifal"-Vorstellung sei. Holender konterte: "Die Überraschung am Schluss ist, dass ich wirklich gehe!"
Kein geradliniger Weg nach Wien
Der am 18. Juli 1935 im Timisoara (Rumänien) geborene Holender hatte einen keineswegs geradlinigen Werdegang. Holender studierte an der Technischen Universität seiner Heimatstadt Maschinenbau, bis er 1956 aus politischen Gründen vom Studium ausgeschlossen wurde. In Wien arbeitete er drei Jahre später zunächst als Tennistrainer, als Statist am Burgtheater, als Regieassistent an der Volksoper und als Regisseur an Wiener Kleinbühnen. Mit einem Stipendium der Stadt Wien konnte er ein Gesangsstudium am Konservatorium der Stadt aufnehmen. Von 1962 bis 1966 war er als Opernbariton und Konzertsänger tätig, nach seinem Debüt in St. Pölten u.a. zwei Jahre am Stadttheater Klagenfurt.
1966 trat Holender als Mitarbeiter in die Theateragentur Starka ein. Holender machte aus der traditionellen Schauspieleragentur, die er später als Inhaber weiterführte, die größte Künstler- und vor allem Sängeragentur Österreichs, die viele internationale Topstars vertrat. 1988 verkaufte Holender seine Agentur, denn eine neue Aufgabe lockte: Eberhard Waechter hatte ihm angeboten, mit ihm in die Direktion von Staats- und Volksoper einzutreten. Nach Waechters plötzlichem Tod 1992 führte Holender die beiden Häuser alleine auf ihrem Reformkurs weiter: Einsparungen sollten den Repertoirebetrieb langfristig sichern. Meilensteine seiner Direktionszeit waren u.a. die Uraufführungen von Alfred Schnittkes "Gesualdo" (1995) und der Cerha/Turrini-Oper "Der Riese vom Steinfeld" (2002).
Berater zahlreicher Opernhäuser der Welt
Der Vater zweier Söhne und einer Tochter agiert seit jeher weit über die Grenzen seiner eigentlichen Wirkungsstätte hinaus - wie auch in so manchen Fragen der heimischen Kulturpolitik. Nicht nur diese weiß er oft mit spitzer Zunge zurechtzuweisen - Kritik am Opernball, bei dem er heuer sogar selbst als Sänger auftrat, übte Holender ebenso öffentlich wie an Society-Protagonisten. Seine Talkmaster-Qualitäten stellte er im ATV-Talkformat "Termin bei Holender" unter Beweis. Die Gesprächsreihe, in der Holender monatlich Gäste aus den Bereichen Kultur, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport empfangen hatte, wird jedoch nach nur vier Folgen eingestellt.
"Ich kam gerne, und ich gehe gerne"
Der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien, die Holender vergangenen März überreicht wurde, gingen zahlreiche österreichische und internationale Auszeichnungen voraus. Seinem Nachfolger hinterlässt Holender nach eigener Aussage eine "Morgengabe" von 11,787 Millionen Euro in der Kassa. "Ich kam gerne, und ich gehe gerne", hatte Holender Mitte Juni verkündet. "Ich habe mich in diesen 19 Jahren wirklich um alles in diesem Haus gekümmert, von den Knopffarben der Billeteure bis zum Lichtabdrehen. Ich habe auch für alles die Verantwortung getragen, was hier passiert ist. Ich habe mich dafür prügeln lassen, und ich habe mich dafür loben lassen."
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