Lokalaugenschein

Rauchverbot sorgt für dicke Luft in Bayerns Lokalen

Salzburg
06.07.2010 09:27
Das bayerische "Leben und leben lassen" ist vorbei – zumindest was den blauen Dunst in Gaststätten betrifft. Die Bürger im Freistaat haben sich am Sonntag für ein generelles Rauchverbot ausgesprochen. Die "Krone" stellte bei einem "Lokal"-Augenschein im blau-weißen Grenzgebiet fest: Jetzt herrscht erst recht dicke Luft!

Der bayerische Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) kommentierte das Votum in einem Rundfunkinterview als eine "gute Entscheidung" und sagte: "Dass man jetzt endgültig – und zwar durch das Volk entschieden – eine Lösung hat. Das hat eine befriedigende Wirkung."

Nicht überall. Peter Dommes, der seit 20 Jahren das Lokal "Schmuggler" in Freilassing führt, hätte den Fortbestand der bisherigen Regelung, dass es abgetrennte Raucher- und Nichtraucherbereiche gibt, begrüßt: "In der Kneipenkultur hat die Zigarette zum Bier schon immer dazugehört. Das Ergebnis der Abstimmung ist eine Blamage für die bayerische Freiheit!"

Café schon seit zwei Jahren rauchfrei
Rebecca Sinzinger, die in der Konditorei des schon seit 60 Jahren bestehenden Familienbetriebes am Anfang der Freilassinger Fußgängerzone arbeitet, ist konträrer Ansicht: "Wir ziehen das Rauchverbot in unserem Café schon seit über zwei Jahren durch. Wenn das wieder anders geworden wäre, hätte ich mir überlegt, ob ich hier weiter arbeite. Wenn es überall raucht, das ist so grausig."

Nächster Schauplatz: der "Goldene Bär" in Berchtesgaden. Wirt Pepi Haslinger (im Bild) bricht nicht gerade in Begeisterungsstürme aus: "Ich habe fürs Rauchen gestimmt. Mir fallen dadurch sicher zehn Stammtische aus. Das sind ungefähr hundert Gäste. Aber wir können es nicht mehr ändern. Ich bin neugierig, was da noch nachkommt. Weil weniger Gäste heißt weniger Steuern. Das Geld wird sich die Regierung wieder wo anders hereinholen."

"Verbot überflüssig"
Für Simone Stocker, Mitarbeiterin im "Hotel Edelweiss" gleich ums Eck, ist das Abstimmungsergebnis ebenfalls nicht das Gelbe vom Ei: "Dass im Restaurantbereich nicht geraucht wird, finde ich super. Aber an der Bar, wo wir eine starke Lüftung haben, halte ich das Verbot für überflüssig."

Und natürlich gibt es ein "generelles Verbot" auch in Bayern nicht ohne Extrawurst: Die Stadt München hat schon vor dem Votum eine Ausnahmeregelung erlassen. Zur Jubiläumswiesn, die heuer ihr 200-jähriges Bestehen feiert, darf in den Oktoberfestzelten noch einmal nach Herzenslust gepafft werden. München, die Weltstadt mit einem großen Herz für die Raucher…

von Manfred Heininger, Kronen Zeitung

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