Tbc-Gefahr

Lechtal: Massentötung von Wild im Gatter geplant

Tirol
24.11.2019 11:30

Das Gatter ist schon errichtet, die „Galgenfrist“ bis 15. Dezember läuft: Begleitet von emotionalen Debatten zwischen Behörde sowie Bürgermeister und Jägern wird bei einer Fütterung in Kaisers im Tiroler Lechtal die Massentötung von Rotwild vorbereitet. Grund ist die Tbc-Gefahr! Ist sie so akut, dass dieses drastische Mittel berechtigt ist?

„Da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen, denn wir haben derzeit gar keine Tbc-Epidemie. In zwei, drei Minuten wird ein Schießkommando das Wild einfach niedermähen“, wettert Bürgermeister Norbert Lorenz aus Kaisers. Ihn erreichte kürzlich ein Bescheid der BH Reutte, wonach dafür zu sorgen sei, dass die Tiere nur noch an der Fütterungsstelle „Holzrinner“ gefüttert werden. Damit wird das Wild in ein kürzlich eigens errichtetes Gatter gelockt. Dort soll die Massentötung stattfinden - notfalls mit Nachtsichtgeräten. Im benachbarten Steeg sollen bei einer ähnlichen Aktion vor einigen Jahren Schützen aus Salzburg angeheuert worden sein, weil sich kein örtlicher Jäger fand.

Reduktionsziel bei Rotwild nicht erreicht
Die Behörde begründet den drastischen Schritt im Bescheid: „Im Jahr 2019 wurden bisher lediglich 19 von 58 vorgeschriebenen Stück Rotwild vorgelegt und somit verbleiben 39 Stück zum Abschuss, um das Reduktionsziel zu erreichen.“

Abschussquoten schon mehrmals verfehlt
Im Revier verfehlte man schon 2015 und in den Folgejahren die Abschussquoten, die die Behörde zur Tbc-Vorbeugung als nötig sah. Strafverfahren nach dem Tierseuchengesetz waren die Folge. Nun schrieb die Behörde als ultimatives Mittel die Tötung im „Reduktionsgatter“ vor. Weil man bei Jagdpächtern und Berufsjägern nicht durchdrang, wurde Bürgermeister Lorenz beauftragt, allerdings in seiner Funktion als ausgebildeter Jäger. Lorenz und die Jäger versuchen derzeit, die Tiere bis 15. Dezember mit herkömmlichen Jagdmethoden zu erlegen - eine schwierige Mission.

Der Reuttener Amtstierarzt Johannes Fritz weiß um die Brisanz. „Das alles ist kein Spaß und stößt auf Gegenwind, aber es ist notwendig.“ Er sieht im Gatter eine „schonende Methode“, ganz anders als etwa eine Treibjagd. Fritz verweist auf den jahrelangen Kampf gegen Tbc. Zugleich sank der Abschusserfolg von 86 Prozent (2015) auf 61 Prozent (2018).

Tbc-Fälle in Nachbarregionen
Fritz: „Ich habe in zehn Jahren 5000 Tbc-Untersuchungen durchgeführt und 200 Rinder töten lassen müssen.“ Oft seien Höfe gesperrt worden. Zum Glück gebe es seit zwei Jahren keine Ansteckungen von Wild zu Rindern mehr, man müsse aber weiter sehr auf der Hut sein. Es seien schon Fälle in Nachbarregionen (Pettneu, St. Anton) aufgetreten. Auch eine Gefahr für Menschen sei nicht auszuschließen, man erfülle damit nur Gesetze.

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