Öl-Desaster vor USA

BP erwägt Kürzung der Dividende an die Aktionäre

Ausland
11.06.2010 21:02
Nach immer heftigerem Druck aus den USA will der Ölkonzern BP wegen der Ölpest einem Zeitungsbericht zufolge seine Dividendenzahlung an die Aktionäre aussetzen. Stattdessen solle das Geld für das zweite Quartal in einen Sonderfonds fließen, bis das volle Ausmaß der Belastung durch das Öl-Desaster bekannt ist, berichtete die Zeitung "The Times" am Freitag auf ihrer Website.

Der BP-Vorstand berate derzeit den Plan, die Dividende - die eigentlich am 27. Juli veröffentlicht werden sollte - zu verschieben, bis die Krise unter Kontrolle ist. Weitere vierteljährliche Ausschüttungen könnten in derselben Weise behandelt werden, bis der Konzern wieder stabiler ist, zitierte die "Times" aus nicht näher genannten Kreisen.

BP-Chef Tony Hayward hatte bereits Veränderungen angedeutet: "Wir erwägen alle Optionen hinsichtlich der Dividende", sagte er dem "Wall Street Journal" (Onlineausgabe). Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Hochrangige US-Politiker wie die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi hatten BP nahegelegt, die Ende Juli fällige Dividende für Aktionäre auszusetzen. Seit dem Untergang der BP-Bohrinsel im Golf von Mexiko sprudelt unaufhaltsam Öl ins Meer.

London stellt sich schützend vor BP
Nach den scharfen US-Angriffen auf BP wegen der Ölkatastrophe hat sich die britische Regierung am Freitag schützend vor den heimischen Energiekonzern gestellt. Premierminister David Cameron habe "volles Verständnis für die Sorgen, die die Umweltkatastrophe in den USA ausgelöst hat", sagte Schatzkanzler George Osborne. Jedoch dürfe der wirtschaftliche Wert von BP für Briten und Amerikaner nicht vergessen werden. Osborne reagierte damit auf Rufe aus Wirtschaft, Politik und Medien nach einer Verteidigung des nach Marktwert einst größten britischen Unternehmens.

US-Präsident Barack Obama hatte den Konzern zuvor ungewöhnlich scharf attackiert und klargemacht, dass er BP-Chef Tony Hayward längst gefeuert hätte. In Großbritannien wurde die Kritik teilweise anti-britisch aufgenommen. Beobachter befürchten, dass die Ölpest das Verhältnis der beiden Länder belastet. Cameron will nach Angaben seiner Sprecherin am Samstag mit Obama telefonieren. Der stellvertretende Premier Nick Clegg warnte sogar vor einem diplomatischen Zank zwischen beiden Staaten. "Wir werden nicht zu einer Lösung kommen, indem wir einen politischen Streit nach dem Motto 'Wie du mir, so ich dir' daraus machen."

BP-Aktien legen kräftig zu
An den Börsen beruhigte die Rückendeckung aus dem Heimatland des Konzerns die Händler, die Aktien legten in New York und London zu. "Einige Anleger fühlen sich dadurch ermutigt, dass die politische Rhetorik nicht nur auf einer Seite des Atlantiks stattfindet", erklärte ein Börsianer. Allerdings hatten BP-Aktien zuletzt an mehreren Tagen regelrechte Abstürze erlebt und waren am Donnerstag in London auf den tiefsten Stand seit 13 Jahren gefallen.

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