Drahtzieher in Haft

Russische Autoschieberbande gesprengt

Steiermark
11.11.2019 11:50

Erfolg für die Fremden- und Grenzpolizei Ilz: Den Beamten gelang es, eine russisch-Kassachische Autoschieberbande zu entlarven. Auch der Bandenboss (46) konnte in Deutschland gefasst werden. Die Verdächtigen sollen Luxus-Wagen angemietet, ins Ausland verschoben und dann weiterverkauft haben. Der Schaden ist enorm.

Mitte Juli diesen Jahres hatten die erfolgreichen Ermittler der Polzeiinspektion Ilz (Grenz- und Fremdenpolizei) wieder den richtigen Riecher, als sie kurz nach 8 Uhr im Rahmen der Schleierfahndung auf der Südautobahn (A2) bei Lassnitzhöhe einen Richtung Wien fahrenden BMW X3 mit spanischer Zulassung stoppten. Der Russen leugneten zuerst, gaben an, nur Touristen zu sein. 

Per Haftbefeht gesucht
Bei einer Fahndungs-Anfrage wurde aber festgestellt, dass gegen den 28-jährigen russischen Fahrzeuglenker eine Festnahmeanordnung der Staatsanwaltschaft Wien wegen Veruntreuung von Mietfahrzeugen bestand.

Der 32-jährige Beifahrer, ebenfalls Russe, wies den Beamten daraufhin einen Mietvertrag aus Madrid vor. Bei der genaueren Überprüfung des Sachverhaltes erhärtete sich der Verdacht, dass der BMW drei Tage zuvor in der spanischen Hauptstadt veruntreut worden war und über Österreich nach Osteuropa verschoben werden sollte.

 Die beiden Russen wurden an Ort sofort festgenommen und  in die Justizanstalt Graz-Jakomini eingeliefert. Der 55.000 Euro teure Luxus-Pkw wurde sichergestellt.

GPS manipuliert
Bei der kriminaltechnischen Untersuchung stellte sich heraus, dass das GPS-Ortungssystem manipuliert worden war. In den ersten Vernehmungen gaben die aus Kaliningrad stammenden Russen zunächst an, sie würden sich erst seit kurzer Zeit kennen, und wären als Urlaubstouristen gemeinsam durch halb Europa gereist.

Zunächst seien sie ohne konkretes Ziel nach Deutschland geflogen, um sich dort einige Tage in der Umgebung von Dortmund aufzuhalten. Danach seien sie per Flugzeug weiter nach Madrid, und von dort mit dem gemieteten Fahrzeug an die spanische Südküste zu fahren. Nach Österreich seien sie nur gekommen, um die Sehenswürdigkeiten zu genießen.

Doch nachdem die Ermittler den 28-jährigen Fahrer wiederholt mit der Unglaubwürdigkeit seiner bisherigen Aussagen und den Widersprüchen darin konfrontierten, legte er schließlich doch ein umfassendes Geständnis ab.

Kommunikation über das Darknet
Demnach stand er seit 2016 mit russischen Auftragstätern und Kfz-Banden in Verbindung, mit denen er über das so genannte „Darknet“ kommunizierte. Nachdem er im Jahr 2016 in Wien seine ersten beiden Mercedes-Sprinter veruntreut und nach Litauen verschoben hatte, stieg er immer wieter in der Bandenhierarchie auf. Er hatte seither die zusätzliche Aufgabe, Komplizen anzuheuern, und diese bei der Erschleichung von Schengen-Visa zu unterstützen oder gefälschte Führerscheine für sie zu organisieren.

Bestellliste im Darknet
Danach reiste er mit den Komplizen vorwiegend nach Deutschland, Spanien und Polen, um dort bei Mietwagenunternehmen möglichst viele hochpreisige Fahrzeuge zu mieten. Die Hintermänner übermittelten im „Darknet“ eine regelrechte Bestellliste über gewünschte Fahrzeugtypen und spezielle Ausstattungsmerkmale. Offiziell wurden die Fahrzeuge von den Komplizen bzw. mit deren Identitäten gemietet.

Mit falschen Identitäten weiterverkauft
Der erste Bandenteil, dem der 28-Jährige angehört haben dürfte, war für die Anmietung und die Übernahme der Fahrzeuge zuständig. Danach wurden die Fahrzeuge in unmittelbarer Nähe der Anmietstationen abgestellt und mit den Originalschlüsseln an einen zweiten Bandenteil übergeben.

Anschließend wurden die veruntreuten Fahrzeuge an unbekannten Örtlichkeiten gebunkert, an den Datenträgern manipuliert, und schließlich mit falschen Fahrzeug-Identitäten verkauft, so die Angaben des Verdächtigen.

Zwei Geständnisse
Das Geständnis des 28-jährigen konnte durch die spätere Vernehmung seines 32-jährigen Komplizen während der Untersuchungshaft noch untermauert werden.

Die beiden Russen waren den Aussagen zufolge Tag ihrer Verhaftung (5. Juli 2019) von Russland nach Litauen und per Flugzeug weiter nach Dortmund gereist, wo sie von einem Kontaktmann abgeholt worden waren. Zwischen 5. und 7. Juli 2019  - innerhalb von nur drei Tagen - hätten sie in Zusammenarbeit mit ihrer Kontaktperson in Köln und Frankfurt am Main drei Luxus-Karossen im Gesamtwert von etwa 200.000 Euro veruntreut.

Deutsche Polizei stellte Luxus-Autos sicher
Danach seien sie von Frankfurt nach Madrid geflogen, wo sie am 8. Juli den später sichergestellten BMW und noch einen hochpreisigen Wagen gemietet hätten. Zwei der drei in Deutschland veruntreuten Wagen konnten durch Fahndungsmaßnahmen der deutschen Kollegen sichergestellt werden.

Bandenboss verhaftet
Im Zuge der Ermittlungen der oststeirischen Beamtengelang es auch den Bandenboss zu fassen:  Der in Nordrhein-Westfalen wohnhaften 46-jährigen Deutsch-Kasache soll die Veruntreuungen im großen Stil organisiert haben. Er dürfte die einzelnen kriminellen Arbeitsschritte, von der Anmietung, der Fahrzeugweitergabe und Verschiebung, der Manipulation, der Bereitstellung gefälschter Personal- und Kfz-Dokumente, bis zum Verkauf geleitet haben.

Die Ermittler aus Nordrhein-Westfalen konnten an der Wohnanschrift und im örtlichen Nahbereich des Deutsch-Kasachen mehrere Luxus-Autos sicherstellen, die von Straftaten herrühren dürften.

Der Deutsch-Kasache hatte offenbar in Österreich durch Vorlage offensichtlich gefälschter Dokumente bei zwei Versicherungsunternehmen insgesamt zehn Fahrzeuge angemeldet, die allesamt veruntreut worden sein dürften. Vier dieser zehn Fahrzeuge konnten in hervorragender Zusammenarbeit mit Ermittlern des Polizeipräsidiums Bonn auch konkreten Straftaten zugeordnet werden.

 Der Anführer wurde im Oktober 2019 verhaftet und sitzt sich seither im Gefängnis.

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