Volkskultur

Allerheiligen: Wenn der Tod mehr ins Leben rückt

Kärnten
27.10.2019 08:20

„Hab’ täglich den Tod vor Augen; das wird dich vor kleinlichen Gedanken und vor maßlosen Begierden bewahren“, philosophierte Epiktet. Mit Respekt & Humor begegnen wir dem Tod.

Wer den Tod fürchtet, hat das Leben verloren. - Dieser Aphorismus des Schriftstellers Johann Gottfried Seume ist wohl wahr, dennoch wird dem Tod meist großer Respekt, oft auch Furcht entgegengebracht. Und besonders um Allerheiligen und Allerseelen, wenn die Kraft der Sonne nachlässt und die Tage kürzer werden, werden die Gedanken dunkler.

Das Bedürfnis, gemeinsam an die Verstorbenen zu denken, ist in jeder Kultur vorhanden. Bei uns wird am 1. November das Leben in Glückseligkeit bei Gott gefeiert, das die Heiligen bereits haben, zu dem aber alle berufen sind. Diesem somit frohen Fest folgt am 2. November Allerseelen, das Gedenken für alle Verstorbenen.

Halloween: Ein alter Brauch
Was wir zuerst in US-Serien sahen und nun auch in Österreich beobachten, war vor langer Zeit - in etwas anderer Form - ein Brauch in Irland sowie bei den Kelten und auch in unseren Breiten gewesen: Halloween. Am Abend vor Allerheiligen, an „All Hallows Eve“, wanderten laut Vorstellung der Kelten die Geister der im abgelaufenen Jahr Verstorbenen ins Totenreich. Ihnen wurden Speisen hingestellt. Bei uns waren das konkret Brot und Wasser samt Kruzifix, Kerze und Messer. „Und ein Öllamperl, denn mit dem Öl sollten sich die aus dem Fegefeuer Kommenden die Wunden versorgen“, erklärt Heimo Schinnerl, der Leiter der Abteilung Volkskunde im Landesmuseum.

Kurz vor dem Sterben bekam man einst eine Totenkerze aus einem Wallfahrtsort in die Hand gedrückt. Im Moment des Todes wurde das Kerzenlicht erstickt, die Uhr angehalten, das Fenster geöffnet, um der Seele freie Bahn zu geben, und bei besitzenden Bauern wurden das Vieh und die Bienen geweckt, um ebenfalls Totenwache zu halten.

Totenbräuche von früher
„Ein Bindezauber sollte die gefürchtete Wiederkehr des Toten verhindern: Aus einem Wachsstock geformte Kreuze wurden auf Stirn, Mund und Füße gelegt und mit einem Faden verbunden“, erklärt Schinnerl. Im Gailtal wurde mit dem Margarethenglöcklein unter Bett, Tisch und Bank des Toten geläutet, um das Böse zu vertreiben. „Die Toten wurden stets mit den Füßen voraus aus dem Haus getragen, um ihnen keinen Blick zurück und keine Rückkehr zu ermöglichen“, erzählt der Volkskundler.

Doch nicht immer muss der Tod todernst sein, wie vor allem das Wienerlied, aber auch das Bestattungsmuseum in Wien und der dortige Museumsshop beweisen: Vom Sensenmann-Schattenspiel bis zum Krematorium aus Lego und dem Leiberl mit dem Aufdruck „Der letzte Wagen ist immer ein Kombi“ gibt es dort lauter Artikel mit schwarzem Humor.

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