23.10.2019 14:28 |

Gruselige Kultfiguren

„Die Addams Family“ als Animationsspaß

Sie sind schon ziemlich seltsam, diese Addams: Wo andere es sonnig und heiter lieben, bevorzugen sie dunkle Gewitterwolken. Ihre Speisen können nicht eklig und verdorben genug sein. Und ständig versuchen sie, sich gegenseitig in die Luft zu sprengen, aufzuspießen oder sonst wie zu quälen. Aber dennoch muss man sie gern haben, diese okkulten Gestalten.

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Schließlich ist die „Addams Family“ doch lustig, einfallsreich und trotz aller Düsternis unglaublich liebevoll zueinander. Kein Wunder, dass die Addams seit ihrer Schöpfung von Zeichner Charles „Chas“ Addams für das Magazin „New Yorker“ vor gut 80 Jahren immer wieder auf der Bildfläche erscheinen und Generation auf Generation unterhalten.

Diese gruselige Erfolgsstory setzt sich nun fort: Nach etlichen Verfilmungen, mit realen Schauspielern und als Zeichentrickserie, sind die Addams erstmals animiert im Kino zu sehen - natürlich passend zum Gruselfest Halloween. In der amerikanischen Heimat hat das so viele Fans in die Kinos gelockt, dass gleich eine Fortsetzung in Auftrag gegeben wurde. Zu Halloween 2021 dürfte der zweite Teil zu sehen sein. Doch zunächst einmal startet Teil 1 von „Die Addams Family“ in Österreich.

Entgegen dem Erfolg an den Kinokassen gab es auch Kritik: Der Animationsfilm werde der erfolgreichen Kultvorlage aus den 1990ern mit den Stars Anjelica Huston und Raul Julia nicht gerecht; er nehme deren Geist nicht wirklich auf, fanden einige US-Kritiker.

(Bild: © 2019 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.)

Credit: Metro Goldwyn Mayer Pictures © 2019 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved. (Bild: © 2019 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.)

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Doch solche Vergleiche sind häufig müßig und auch ein wenig ungerecht. Kann ein Trickfilm denn an einen Realfilm mit Kultstatus herankommen? Soll er das überhaupt? Und ist er vielleicht einfach für ein anderes, auch jüngeres Publikum gemacht - und nicht für die Ü40-Fans des Realfilms?

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Optisch liefern Regisseur Conrad Vernon („Shrek“) und sein Co-Regisseur Greg Tiernan auf jeden Fall einen liebevoll-gruseligen Augenschmaus. Der Animationsstil erinnert an Tim Burtons „Nightmare before Christmas“ und die Vampir-Reihe „Hotel Transsilvanien“: Die Figuren sind plastisch, das Setting fantasievoll mit etlichen schönen Details - immer zwischen Grusel und Spaß changierend.

Die Story holt auch Addams-Unkundige ganz am Anfang ab. Die Hochzeit der düsteren Morticia und des heißblütigen Gomez im Kreise ihrer seltsamen Verwandtschaft wird von Normalbürgern gestört, die diese ihnen fremde Gesellschaft vertreibt. Sie flüchten in ein dunkles Anwesen (irgendwo bei New Jersey). In diesem neuen Zuhause werden die Kinder geboren und groß - die melancholische Wednesday und ihr Streiche spielender Bruder Pugsley.

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Alles könnte so schrecklich-schön sein, wäre da nicht Wednesdays pubertäres Verlangen nach Ausbruch aus diesem Familien-Idyll und die Konfrontation mit der Vorzeigesiedlung „Assimilation“ am Fuße des Addams-Hügels. Denn die ist das genaue Gegenteil der Addams: pastellfarben-bunt, vordergründig gut gelaunt, angepasst - doch mit einem düsteren Geheimnis hinter der leuchtenden Fassade.

Es kommt zum Äußersten: Gerade als die gesamte Addams-Verwandtschaft zu einem wichtigen Familienfest zusammenkommt, greifen die guten Bürger von „Assimilation“ an. Solche Fremden will man nicht als Nachbarn haben! Doch vielleicht gibt es ja entgegen aller Vorurteile eine gemeinsame Zukunft für die „Monster“ und die „Normalos“?