Erste Sitzung steht an

Im Parlament halten steirische Politiker zusammen

Steiermark
21.10.2019 06:00

Am Mittwoch findet die erste Parlamentssitzung nach der Wahl statt. 23 steirische werden angelobt. Josef Muchitsch (SPÖ) startet bereits die fünfte Periode als Abgeordneter, für Bedrana Ribo (Grüne) ist es eine Premiere. Die „Krone“ bat sie zum Doppel-Interview.

„Kronen Zeitung“:  Frau Ribo, mit welchen Gefühlen gehen Sie Ihrer Nationalrat-Premiere entgegen?
Bedrana Ribo: Mit sehr viel Demut und Freude. 1992 kam ich als Flüchtlingskind nach Österreich. Nun im Parlament zu sein, das ist Glück pur!

Haben Sie vor der Wahl damit gerechnet?
Ribo: Ehrlich gesagt nicht, drei Mandate in der Steiermark waren schwer vorstellbar. Zuerst war es ein Schock - im positiven Sinn!

Werden Sie jetzt als neue Abgeordnete „gecoacht“?
Ribo: Nein, ich möchte so bleiben, wie ich bin. Ich kann mich nicht verstellen, auch wenn einige meinen, es wäre manchmal besser (lacht).

Herr Muchitsch, Sie sitzen schon seit 2006 im Parlament. Welche Erinnerungen haben Sie an den Beginn?
Josef Muchitsch: Es war ein erhebender Moment. Schwester, Mutter, die ganze Familie waren dabei. Das rot-weiß-rote Herz hat den ganzen Tage gehüpft.

Und wurden die Erwartungen bald enttäuscht?
Muchitsch: Als Landei sind die ersten Schritte am politischen Parkett in Wien schwierig. Was auf dem Papier der Geschäftsordnung steht, ist eine Sache. Wie man zu Ergebnissen kommt, eine andere. Netzwerke sind wichtig. Jeder Politiker tickt anders, aber man findet bei jedem einen Anknüpfungspunkt.

Auch bei den Politikern der anderen Parteien?
Muchitsch: Es gibt nicht nur Streit und das Hickhack vor der Kamera. Ich greife oft zu Privatnummern von Politikern anderer Parteien. Man muss auf allen politischen Ebenen, vom Gemeinderat bis zum Nationalrat, immer gesprächsbereit sein und trotz der ideologischen Trennungen keine Berührungsängste haben.
Ribo: Ja, das sehe ich auch so. Ich bin als Quereinsteigerin mitten in der Periode in den Grazer Gemeinderat gekommen und habe dort immer mit allen geredet. Ich werde das auch in Wien machen. Ich möchte die Menschen kennen, mit denen ich zusammenarbeite.

Herr Muchitsch, hat sich der Ton im Parlament in den vergangenen Jahren verschärft?
Muchitsch: Ja, der Ton wird rauer. Der gegenseitige Respekt nimmt ab, die Wortwahl wird schärfer. Das hat unter Jörg Haider begonnen, davon haben sich alle Parteien anstecken lassen. Auch ich habe heuer das erste Mal nach 13 Jahren einen Ordnungsruf erhalten.

Sind Sie darauf gut vorbereitet, Frau Ribo?
Ribo: Schwarz-Blau in Graz war eine gute Vorbereitung, denke ich. Im Grazer Kontrollausschuss war ich die einzige Frau. Beim Abschied hat ein ÖVP-Gemeinderat jetzt gesagt: „Wer soll uns künftig ärgern?“

Halten die Steirer im Parlament zusammen?
Muchitsch: Es gibt einen steirischen Schulterschluss. Wenn sich ein Mitbewerber für ein Projekt in den Regionen einsetzt, dann halten wir über Parteigrenzen hinweg zusammen.

Die Tagungen dauern oft bis tief in die Nacht. Wie anstrengend ist es, Mandatar zu sein?
Muchitsch: Das neue Arbeitszeitgesetz mit maximal zwölf Stunden am Tag gilt für Abgeordnete nicht, Sitzungen dauern bis zu 18 Stunden. Aber die Demokratie braucht Zeit. Mich ärgert nur, wenn man von der Kamera eingefangen wird, wenn man nach Stunden einmal gähnt oder Zeitung liest.
Ribo: Vor den langen Sitzungen habe ich ehrlich gesagt Respekt. Da werde ich viel Kaffee brauchen. Aber ich habe zwei Kinder, schlaflose Nächte kenne ich.
Muchitsch: Die wirklich fundierte Arbeit findet in den Ausschüssen statt. In arbeitsreichen Wochen ist man von Montag bis Freitag in Wien, dann bis Sonntag im Wahlkreis unterwegs.
Ribo: Graz ist für uns Grüne eine wichtige Stadt. Zumindest einen Tag in der Woche möchte ich weiterhin hier unterwegs sein.

Besteht die „Gefahr“, dass wir Sie einmal vollständig an Wien verlieren?
Muchitsch: Politik ist ein Zeitfenster. Wenn es sich schließt, muss man wissen, wo man hingehört. Für mich ist das ganz eindeutig die Südweststeiermark.
Ribo: Es ist mir sehr schwergefallen, wieder ein Gefühl von Heimat zu finden. Ich möchte Graz daher nicht mehr verlassen. Wien ist eine wunderbare Stadt, aber wenn ich wieder auf dem Grazer Hauptbahnhof ankomme, atme ich jedes Mal kräftig durch.

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