Illegale Autorennen

Polizei darf auf Verkehrskameras nicht zugreifen

Wien
04.09.2019 16:05

Wie berichtet, haben sich am vergangenen Sonntag neun Autofahrer auf der Donauuferautobahn in Wien ein illegales Straßenrennen geliefert. Bei Geschwindigkeiten von bis zu 180 km/h stellen die sogenannten Roadrunner eine erhebliche Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer dar. Einer, der sich mit dieser Szene bestens auskennt, ist der Chef der Wiener Verkehrspolizei, Michael Takacs. Moderator Gerhard Koller hat sich im krone.at-Talk mit ihm darüber unterhalten, wie es zu derartigen Rennen überhaupt kommt und wie man gegen dieses Netzwerk am besten vorgeht. Das ganze Interview sehen Sie im Video oben.

Laut Takacs sind bei illegalen Straßenrennen immer mehrere Personen beteiligt. Neben den eigentlichen Rennteilnehmern sorgen andere Fahrzeuge für freie Bahn: „Diese verzögern den Verkehr bis auf 30 km/h, was auf der Autobahn an sich schon gefährlich ist, und blockieren dabei alle Spuren, sodass der Nachfolgeverkehr aufläuft.“ Länge und Ziel der Strecke variieren dabei und werden vor dem Rennen von den Teilnehmern ausgemacht.

Beliebt sei „alles, was eine gerade Strecke ist“
Die Hotspots für Roadrunner-Aktionen verlagern sich permanent, typisch seien jedoch der Gürtel, die Triester Straße und Autobahnen wie die A2, die A22 oder die A23. Beliebt sei jedenfalls „alles, was eine gerade Strecke ist und wo wenig Verkehr ist“, so Takacs. „Deshalb wird es auch meistens in der Nacht gemacht.“

„Die Roadrunner-Szene ist in letzter Zeit wieder gewachsen“, bestätigt der Beamte. Hinzu komme, dass sich die illegalen Rennen vom ländlichen Gebiet wieder vermehrt in die innerstädtischen Bereiche verlagerten.

Falls man als Unbeteiligter doch einmal in ein „Hatzerl“, so der Szene-Name für ein solches Rennen, hineingeraten sollte, empfiehlt Takacs: „keine hektischen Ausweichbewegungen, ruhig auf seinem Fahrstreifen bleiben und die Polizei verständigen“.

Bei Unfällen oft auf Zeugen angewiesen
Auch Schwerverletzte und Tote soll es nach Unfällen bei solchen Aktionen bereits gegeben haben, jedoch sei die Beweisführung, ob der Unfall im Zuge eines Rennens geschehen ist, dementsprechend schwierig. Man sei als Exekutive daher „auf Zeugen angewiesen“. Auch weil die Polizei aus Datenschutzgründen nicht auf die Verkehrskameras zugreifen darf. Illegale Tuningteile, wie zum Beispiel nicht typisierte Bereifungen und Auspuffanlagen, gehen mit der Szene außerdem Hand in Hand, was das Unfallrisiko weiter erhöht.

Schwerpunktaktionen und Zivilstreifen
Erfolgreiche Anhalte-Aktionen der Polizei, wie sie auch am vergangenen Sonntag gelungen sind, wo man acht der neun beteiligten Fahrzeuge noch vor Ort stellen konnte, seien den vielen Schwerpunktaktionen und Zivilstreifen der Verkehrspolizei zu verdanken: „Oft fahren diese schon lange vorher diesen Fahrzeugen hinterher und merken, wenn sich da etwas aufbaut.“

Geahndet werden Delikte dieser Art mit Geldstrafen von bis zu 5000 Euro. Bei Michael Takacs und der Verkehrspolizei spielt bei gefährlichen Absperrmaßnahmen auf der Autobahn keine Angst mit, jedoch habe man großen Respekt vor den extremen Geschwindigkeiten: „Keiner fährt gern mit über 200 km/h hinter einem anderen nach und versucht dann noch, die Delikte bei demjenigen festzustellen.“

Markus Steurer
Markus Steurer
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