Nachkriegsjahre

Die ersten „Veggie days“

Salzburg
02.09.2019 16:20

30.000 Menschen wanderten in den ersten Nachkriegsjahren von Salzburg nach Amerika aus, denn Not und Hunger gab es auch noch Jahre nach dem Krieg. So schlimm, dass man fleischlose Tage verordnete.

Wir schreiben das Jahr 1951, es gibt noch keine Autobahn nach Wien, kein Festspielhaus, die Amerikaner sind noch Besatzungsmacht und drei Viertel der Insassen im Gefangenenhaus sind Geheimprostituierte.

Es ist auch das Jahr, in dem ein gewisser Ladislaus Graf Almásy in Salzburg stirbt und hier am Kommunalfriedhof begraben wird. Der Wüstenforscher, Pilot und Spion war auf der Durchreise nach Ägypten, wo er Direktor eines Wüstenmuseums werden sollte. Jahrzehnte später wurde seine Figur als „Englischer Patient“ in einem Oscar-gekrönten Film bekannt.

Was heute wieder in aller Munde ist, ein „Veggie day“ als Ansporn für mehr fleischlose Kost, wurde damals im Sommer 1951 von der österreichischen Bundesregierung verordnet: Dienstag und Freitag wurde es den Fleischhauern verboten Fleisch zu verkaufen, Gaststätten durften nur fleischlose Gerichte servieren. Noch schlimmer: Per Verordnung wollte man sogar in privaten Haushalten den Fleischkonsum an diesen Tagen verbieten. Weil es zu wenig Fleisch gab. Salzburgs Landeshauptmann Josef Klaus versuchte vergeblich, für die Zeit der Festspiele eine Ausnahme zu erreichen.

Erst im September lockerte man die Bestimmungen etwas: Zumindest in Restaurants und Hotels durfte man an Dienstagen und Freitagen Geflügel, Innereien, Schaffleisch und Wild zubereiten und anbieten.

Viele Gaststätten, etwa das Salzburger Sternbräu hatten erst Jahre nach dem Krieg wieder aufgesperrt, das Sternbräu erst 1949, das Hotel Pitter gar erst 1952.

Lebensmittel wie Eier, Fett oder Milch gab es jahrelang nur mit Lebensmittelbezugskarten.

Der Verkauf von Milch ab Hof war strengstens untersagt: Man wollte die Milchmengen über eigene Sammelstellen kontrollieren. Erst 1952 wurde vermeldet: Die Butterkrise ist überwunden. 27 Schilling (2 €) kostete das Kilo – etwa soviel wie heute eine Viertelkilo-Packung.

Um die Menge zu illustrieren: Noch 1953 gab es pro Kopf und Monat lediglich 25 Dekagramm Margarine oder Kunstspeisefett mittels Lebensmittelkarte.

Wolfgang Weber
Wolfgang Weber
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