Salzburger Festspiele:

„Médée“: Liebe, Lust, Rache und das Morden

Salzburg
25.07.2019 09:13
Mit Cherubinis Oper „Médée“ tritt diesen Festspielsommer eine der grausamsten und eindruckvollsten Gestalten der Mythologie in Erscheinung. Eine Frau, deren Liebe aus Enttäuschung in Rachsucht umschlägt und sogar zum Mord ihrer eigenen Kinder führt. Was treibt einen Menschen zu so einer Gräueltat?

Genau das will der australische Regisseur Simon Stone in seiner Inszenierung von Luigi Cherubinis Oper, die 1797 uraufgeführt wurde, ergründen. „Mir geht es nicht um die Horrortat. Vielmehr interessiert mich Médées ganz persönliches Seelendrama“, so Stone.

„Ich habe versucht eine Welt zu schaffen, die Médées inneren Kampf, den Cherubini in seiner Musik so wunderbar beschreibt, aber auch die Ignoranz der Gesellschaft ihrem Schicksal gegenüber, widerspiegelt. Es ist eine Welt, wie wir sie heute kennen – sehr busy, mit wenigen Rückzugsmöglichkeiten und Privatheit“, sagt Stone beim Gespräch auf der Festspielterrasse.

Leidenschaft und die verzweifelte Sehnsucht
Wie präzise Cherubinis Musik alle Facetten ihrer Gefühlswelt, von der zärtlichen Liebenden, bis hin zur flehenden, gekränkten und von Rache getriebenen Frau beschreibt, sei speziell in den Duetten mit Jason zu erleben. „Sie sind voller Leidenschaft, schildern das Zerwürfnis, zum anderen aber auch Jasons flehenden Versuch sich seiner von ihm verlassenen Geliebten, wieder anzunähern. Die Musik ist ausdrucksstark und schön, dass sie einen bei der Inszenierung unweigerlich leitet.“

Dirigent Thomas Hengelbrock betont, dass sich die psychologische Entwicklung Médées anhand der Musik erschütternd nachvollziehen lässt. „Cherubini schildert kompositorisch genau, dass es für diese Frau keinen Ausweg mehr gibt. Zunächst ist jeder Gefühlsregung eine Arie zugeordnet, später wird die Oper komplexer und somit das Wechselbad der Gefühle unmittelbar spürbar.

Eine enorme Herausforderung für das Orchester, die die Wiener Philharmoniker aber wunderbar meistern“, so Hengelbrock.

Auch Stone, der vorrangig im Sprechtheater und Film arbeitet, stand vor Herausforderungen. „Wenn ich selbst das Drehbuch schreibe, kann ich im Nachhinein noch etwas ändern. In der Oper muss ich für den vorgegebenen Rahmen eine Lösung finden.“

Luigi Cherubinis, Médée, ab 30. Juli, Großes Festspielhaus

Tina Laske
Tina Laske
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