Forscher alarmiert:

Möwen könnten Superkeime auf Menschen übertragen

Wissenschaft
10.07.2019 17:02

Australische Wissenschaftler schlagen Alarm: Mit multiresistenten Keimen infizierte Seemöwen könnten die Keime ihrerseits auf Menschen übertragen und damit schwerwiegende Krankheiten auslösen. Nach Angaben von Forschern der Murdoch University in Perth sind rund 20 Prozent der Silbermöwen in Australien mit multiresistenten E.-coli-Bakterien infiziert.

Bakterien dieser Art können Krankheiten wie Harnwegsinfekte, Blutvergiftung oder Meningitis verursachen. Die in der Fachzeitschrift „Journal of Antimicrobial Chemotherapy“ veröffentlichte Studie basiert auf den Proben von 550 Silbermöwen. „Wir hatten nicht erwartet, so hohe Werte an multiresistenten Kolibakterien zu finden“, zeigte sich der Forscher Mark O‘Dea am Mittwoch überrascht.

Erreger vom Menschen aufgenommen
Bei den Bakterien, welche die Wissenschaftler in den Vögeln nachweisen konnten, handelt es sich um Keime, die ursprünglich vom Menschen stammen. „Die Möwen haben die Bakterien irgendwie von Menschen aufgenommen“, erklärte O‘Dea. Er und sein Team gehen davon aus, dass sich die Vögel beim Kontakt mit menschlichen Fäkalien mit den Keimen infiziert haben, etwa im Abwasser oder an entsorgten Babywindeln.

Das Bakterium Escherichia coli (E. coli) kommt im Verdauungstrakt vieler Tiere vor. Es ist auch Bestandteil der natürlichen Darmflora des Menschen. Meist sind die Bakterien harmlos und keine Krankheitserreger, manche Stämme können beim Menschen aber Übelkeit, Durchfall und Fieber auslösen. Lebensmittel, vor allem tierische, können mit den Erregern verunreinigt werden, etwa wenn bei der Herstellung Fehler passieren oder nicht genau auf Sauberkeit geachtet wird.

WHO warnt vor Folgen von Superkeimen
Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt seit Langem vor den Folgen sogenannter Superbazillen (oder Superkeime), die bereits gegen mehrere Antibiotika resistent sind und vermehrt in Krankenhäusern auftreten, für die moderne Medizin. Gegen diese resistenten Erreger haben die Medikamente keine Chance mehr und eine bisher gut behandelbare Infektion kann so zu einer ernsthaften Bedrohung für den Patienten werden.

Die Gefahr, dass Seemöwen Infektionen an Menschen übertragen könnten, ist O‘Dea zufolge „ziemlich gering“, aber nicht auszuschließen. Allerdings seien einige der Bakterien, die bei den untersuchten Möwen nachgewiesen wurden, bereits resistent gegenüber „durchaus wichtigen“ Medikamenten, betonte er.

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