Polizisten verletzt

Klimaschützer stürmen Kohletagebau in Deutschland

Ausland
22.06.2019 20:33

Klimaschützer der Protestbewegung „Ende Gelände“ haben am Samstag den Braunkohletagebau in Garzweiler in Nordrhein-Westfalen besetzt. Nach Angaben der Organisation stürmten mindestens 1000 Anhänger der Bewegung auf das Gelände und blockierten den Tagebau komplett. Die Demonstranten wollen ihrer Forderung nach einem sofortigen Kohleausstieg Nachdruck verleihen. Dabei ging es aber laut Polizei nicht immer friedlich zu. Die Behörden meldeten Verletzte auf Seiten der Beamten, ohne Zahlen zu nennen, die Aktivisten wiederum sprechen von „Polizeigewalt“.

Der trockene Boden an der Abbaukante staubt, als Dutzende Aktivisten am Samstag in den Tagebau Garzweiler hineinrennen. Meist sind sie in weißen Papier-Overalls gekleidet. Auf Internetvideos des Bündnisses „Ende Gelände“ ist zu sehen, wie die Demonstranten johlend und klatschend durch den Tagebau in der Nähe von Aachen laufen. Die Polizei appelliert an die Frauen und Männer stehen zu bleiben.

Während Tausende Teilnehmer der „Fridays for Future“-Bewegung, die erstmals an einem Samstag zusammenkam, friedlich demonstrierten, legte es das Bündnis „Ende Gelände“ am Samstagnachmittag auf die Konfrontation an. Polizeireiter waren am Ort, ein Hubschrauber kreiste - bis der Ausbruch übers Feld in den Tagebau kam.

Man werde die Polizeiketten jetzt „durchfließen“, hieß es auf dem Twitter-Account der Aktivisten schon zu Mittag. Wenig später brachen an verschiedenen Stellen Menschen durch die Polizeiketten. Die Behörden meldeten kurz darauf erste Verletzte, ohne Zahlen zu nennen. Die Gewerkschaft der Polizei, die selbst mit einer Abordnung am Ort ist, sprach am Nachmittag von mindestens zwei verletzten Polizisten. Die Polizei benutzte ihrerseits Pfefferspray, um Aktivisten zu stoppen. „Ende Gelände“ prangerte via Twitter „Polizeigewalt“ an.

Polizeigewerkschaft spricht von „unglaublichem Leichtsinn“
Der NRW-Chef der Polizeigewerkschaft GdP, Michael Mertens, sprach von einem „unglaublichen Leichtsinn“ der Aktivisten. Die Abbaukanten im Tagebau seien auch deshalb so gefährlich, weil man oben oft gar nicht sehe, wenn darunter gar kein Grund mehr sei. „Da können Sie 40 Meter tief stürzen“, so Mertens zur Deutschen Presse-Agentur. Er prophezeite einen „langen Tag“ für die Polizei, da das Eindringen in den Tagebau wohl keine Einzelaktion bleiben werde.

Mertens lobte gleichzeitig die friedliche Demo der „Fridays for Future“-Teilnehmer. Dem Protestmarsch der Schüler-Bewegung hatten sich am Samstagvormittag auch Familien und ältere Menschen angeschlossen. Sie machten sich am Tagebau entlang auf den Weg in das Dorf Keyenberg - eines der letzten Dörfer im Rheinischen Revier, die für einen Tagebau abgebaggert werden sollen. Die Organisatoren sprachen von 8000 Teilnehmern bei den störungsfreien Aktionen.

Am Nachmittag blockierten „Ende Gelände“-Aktivisten nach Angaben der Polizei auch die Hambach-Bahn. Auf der Strecke wird Kohle abtransportiert. Eine weitere Bahnstrecke (Nord-Süd) wurde bereits seit Freitagabend besetzt. Mehr als 6000 Aktivisten waren nach Angaben der Bündnis-Sprecherin Kathrin Henneberger am Samstag im Revier: „Wir haben an vielen Stellen blockiert. Damit haben wir ein deutliches Zeichen gesetzt: Für den Klimaschutz muss jetzt etwas passieren.“

Demos laut Energieversorger RWE „unnötig“
Energieversorger RWE hatte nach Angaben eines Sprechers zunächst vier von sechs Produktionseinheiten inklusive Baggern aus Sicherheitsgründen gestoppt. „Das ist ein Eingriff in die öffentliche Versorgung“, sagte eine RWE-Sprecher der dpa. „Aber es ist nicht so, dass wir Kraftwerke gleich abstellen müssen.“ RWE bezeichnete die Aktionen der Aktivisten als Rechtsverstöße. „Das geht nicht“, sagte ein Sprecher. Die Aktivisten hätten sich schlimm verletzen können. „Davor haben wir eindringlich gewarnt.“ Die Demonstrationen seien außerdem unnötig, weil RWE dem Kohleausstieg nicht im Wege stehe. Vielmehr stehe man für den Kohleausstieg „Gewehr bei Fuß“.

Am Ende eines heißen Nachmittags waren nach Angaben der Aktivisten-Sprecherin 1000 Aktivisten im Tagebau. „Die Deutungshoheit überlassen wir “Ende Gelände„“, kommentierte eine Polizeisprecherin diese Zahl ...

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