In männerdominierten Berufen, in denen gerne mal der Macho rausgelassen wird - wie bei der Polizei oder dem Bundesheer - haben es vor allem homosexuelle Kollegen nach wie vor schwer. „Es gibt auch heute noch immer Ausgrenzungen. Vor allem die homosexuellen Männer in der Polizei sind noch immer Anfeindungen ausgesetzt“, erklärt der Obmann des Vereins „Gay Cops Austria“, Josef Hosp. City4U hat mit dem mutigen Polizisten, der es sich zum Ziel gemacht hat, seine LGBTIQ-Polizeikollegen dazu zu ermutigen, zu dem zu stehen was sie sind, gesprochen.
In der Pride-Village am Rathausplatz stand die Landespolizeidirektion Wien in einem Zelt neben dem Verein „Gay Cops Austria“. Ein Bild, das aussagekräftig ist, jedoch nicht über die Realität, die viele homosexuelle Männer und Frauen in den Polizeistationen des Landes täglich erleben, hinwegtäuschen soll. Genau das möchte Vereinsobmann Josef Hosp nämlich auch nicht. Der gebürtige Vorarlberger war von 1981 bis 2004 bei der Zollwache tätig, bis diese schließlich aufgelöst wurde und er zur Polizei kam.
„Im kleinen Kreis habe ich mich bereits in den 1980er geoutet. Da ich vom Land bin, ging das jedoch wie ein Lauffeuer durch. Ich habe es immer zu spüren bekommen, dass viele eine Abneigung gegen mich hegten, Aus dem einfachen Grund, weil ich schwul bin“, erläutert Hosp. Richtig schlimm wurde es für ihn aber dann im Jahr 1991, als er an einem Kurs für dienstführende Beamte in Wien teilgenommen hat. „Die Kollegen haben mich aufgezogen, warum ich noch nicht verheiratet sei und ob ich nicht mit Frauen umgehen könne. Da hat es mir schließlich gereicht und ich habe mich vor der ganzen Klasse geoutet. Daraufhin wurde ich in die Direktion diktiert, die mir zu verstehen gegeben hat, dass man über dieses Thema hier nichts hören möchte. Sonst könnte es passieren, dass ich den Kurs nicht positiv abschließe.“
Den Kurs hat er zwar erfolgreich abgeschlossen, wieder auf der Wache in Vorarlberg angelangt, erwartete ihn jedoch die nächste unfaire Behandlung seitens seiner vermeintlichen Kollegen: „Alle, wirklich alle meine Kollegen haben unterschrieben beziehungsweise unterschreiben müssen, dass sie mit mir zusammen nicht im Außendienst arbeiten möchten.“ Kollegen wollten nicht mit ihm im Auto sitzen, aus Angst, er würde sie anmachen. Also wurde Hosp in den Innendienst versetzt. „Das habe ich gehasst. Schließlich ist daran auch meine private Beziehung zerbrochen, worunter ich sehr gelitten habe. Daraufhin stand ich kurz vor dem Suizid.“
Aus eigener Erfahrung weiß er also, wie wichtig „Gay Cops Austria“ für zahlreiche Polizisten aus der LGBTIQ-Community ist. „Uns gibt es nun seit 2007 und wir haben mittlerweile 60 Mitglieder, die bereits geoutet sind. Vorher waren wir eine lose Plattform, wo sich Kollegen anonym und versteckt getroffen haben. Es war nicht leicht bei der Polizei und da haben wir gesagt, das muss anders werden.“ Mit dem Verein möchte Hosp andere homosexuelle, transgender Männer und Frauen dazu ermutigen, zu dem zu stehen, was sie sind. Sich nicht zu verstecken und vorzugeben, etwas zu sein, was sie nicht sind. „Das kostet ganz viel Kraft, ganz speziell am Land ist es noch schwieriger.“ Auch Hosp hat durch die jahrzehntelange Anfeindungen gesundheitliche Probleme davongetragen.
Doch auch in einer aufgeklärten, toleranten Stadt wie Wien, in der auch noch gerade die EuroPride stattfindet, ist Hosp auch im Jahr 2019 nicht vor dummen Sprüchen und blöden Ansichten sicher: „Gestern bin ich mit der U-Bahn gefahren. Gegenüber von mir sind zwei Herren im mittleren Alter, der eine im Anzug, gesessen. Plötzlich sah der eine mein Regenbogen-Armband, da sagt er: ,Schon wieder eine Schwuchtel in der U-Bahn.‘ Ich habe nicht reagiert, das war mir doch zu blöd. Da sagt der andere beim Aussteigen: ,Musst aufpassen, das ist ansteckend das Schwulsein.‘“
Auch wenn er zu diesen beiden Männern nichts gesagt hat, den Mund lässt sich Hosp schon lange nicht mehr verbieten: „Als ich die ersten Male für den Verein öffentlich aufgetreten bin und über meine sexuelle Orientierung gesprochen habe, hat mir ein Polizeikommandant gesagt, ich solle nicht über mein Privatleben sprechen. Ich habe es aber trotzdem gemacht. Ich lasse mich nicht mehr einschüchtern, ich bin stark. Ich bekomme so viel positives Echo von Leuten, die mich in der Zeitung oder im Fernsehen sehen. Das bedeutet mir viel“
Hosp unterrichtet mittlerweile drei Stunden an der Polizeischule in Vorarlberg über den Umgang mit homosexuellen Polizisten und Bürgern. Im Innenministerium war er in einer Arbeitsgruppe zur sexuellen Orientierung und wollte erreichen, dass dieses Fach fixer Bestandteil der Ausbildung wird. Unter dem letzten Innenminister ist die Mappe jedoch in der Schublade verschwunden. „Es gibt viele Menschen, die sich nach außen hin tolerant geben, Entscheidungen dann aber doch ganz anders treffen. Vielleicht haben sie sich einfach nie mit der Thematik so richtig auseinandergesetzt. Ich lade jeden ein, mit uns in Kontakt zu treten. Ich halte auch immer gerne Vorträge - und wenn ich in der Nacht von Wien wieder zurück nach Vorarlberg fahre.“ Denn „Gay Cops Austria“ und seine Ziele sind für Josef Hosp eine Herzensangelegenheit, damit junge Kollegen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung nicht die gleichen Anfeindungen erleben müssen.
Juni 2019
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