Prozess um Mordversuch

Drei Revolver-Schüsse „aus dem Rucksack heraus“

Salzburg
21.05.2019 08:35

Der 14. August, ein lauer Sommer-Abend im Stadtteil Schallmoos. Plötzlich hallen Knallgeräusche durch den Hans-Lechner-Park, danach noch Sirenengeheul - ein Großeinsatz. Die Verantwortlichen dafür sitzen nun im Schwurgerichtssaal. Der Vorwurf: versuchter Mord! Eines eint Angeklagte wie Opfer: das Suchtgift-Milieu.

Drogen dürften der Anlass gewesen sein, warum sich das Opfer – ein Serbe – und die Angeklagten – zwei befreundete Italiener – im Hans-Lechner-Park trafen. Dort kam es um 22.08 Uhr zum Konflikt. Und zur Eskalation: Drei Projektile aus einem Trommelrevolver trafen den Serben, der zusammenbrach und nur dank Not-Operation überlebte.

Den Abzug hat Salvatore S. betätigt, das gibt er unverblümt zu: „Ich fühle mich schuldig, weil ich geschossen habe, bin aber unschuldig, weil ich mich nur verteidigt habe“, so der vierfach vorbestrafte Pizzabäcker in Richtung Richterbank.

Anwalt kritisiert: „Es gibt kein Motiv“

Rein aus Notwehr will er gehandelt haben, wie auch sein Verteidiger, Leopold Hirsch, betonte: „Hätte er es geplant, dann hätte er die Waffe im Sakko versteckt. Er hat aber aus dem Rucksack heraus geschossen.“ Hirsch kreidete dem Opfer zudem an, in dessen Sucht-Besessenheit irrational gehandelt zu haben: „Das Opfer zog ein Messer, drohte damit und dann handelte mein Mandant überstürzt.“ Ein Motiv fehle, kritisierte Hirsch. Selbiges teilte der Verteidiger des zweiten Italieners (23) mit: Es gäbe „keine überzeugenden Indizien“ und „kein stichhaltiges Beweisergebnis“. Er sei „überrascht“, dass dem Zweitangeklagten eine Tatbeteiligung angelastet wird.

Schusskanal spricht gegen Notwehr-Version

Für Staatsanwalt Mathias Haidinger hat der jüngere Unbescholtene einen „psychischen“ Beitrag geleistet: Er hatte mit dem Opfer zuvor telefoniert, das Treffen vereinbart – und er hat nicht eingegriffen, während S. mit Zeitverzögerung abdrückte. Für Haidinger ist ein Notwehrverhalten aufgrund des Schusskanals „rein undenkbar“. Zwei Steck- und einen Durchschuss erlitt der Serbe: eine Kugel ging durch die linke Schulter, eine blieb im Oberschenkel stecken. Und ein Projektil ging hinten seitlich rein, wie Gerichtsmediziner Harald Meyer demonstrierte. Auch eine dritte, unbekannte Person soll involviert gewesen sein.

Tatwaffe im Farbkübel versteckt

Die Version von S. hinterlässt Interpretationsspielraum: So habe er zufällig seinen Freund getroffen und in den Park begleitet. Die Waffe habe er drei, vier Monate zuvor gekauft – anfangs im Glauben, dass es eine Gas-Pistole sei. Und auf die Richter-Frage, warum er nicht einfach davongelaufen sei, antwortete S.: „Weil ich Angst hatte.“ Die Pistole fand die Polizei übrigens verpackt und versteckt in einem Kübel weißer Farbe.

Da ein Zeuge ausgeforscht werden müsse, vertagte der Richter auf den 28. Juni. Drogen-Delikte werden ein anderes Mal verhandelt.

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