Nach „Ibiza“

FPÖ-Gemeinderat kehrt der Partei jetzt den Rücken

Steiermark
19.05.2019 15:54

Das Skandalvideo von HC Strache und Johann Gudenus auf Ibiza und das darauffolgende politische Erdbeben in Österreich hinterlässt auch in der Lokalpolitik erste Spuren: Robert Stock, bisher für die FPÖ im Gemeinderat von Rottenmann, legte alle Funktionen in der Partei zurück und ist nun „wilder Gemeinderat“. 2020 möchte er mit einer parteiunabhängigen Liste antreten.

Stock hat einen langen offenen Brief verfasst, den er auch an die „Krone“ schickte. Darin kommt seine tiefe Enttäuschung nicht nur über die FPÖ, sondern über die gesamte Parteienlandschaft in Österreich zum Ausdruck. Es habe sich „immer wieder gezeigt, dass, egal welche Partei an die Spitze unseres Landes kommt, sie mit der Macht nicht korrekt umzugehen weiß.“

Der Obersteirer sei in der FPÖ „nur deswegen vertreten gewesen, weil es die einzige Partei war, die mir und meiner Meinung keinen Maulkorb umgebunden hat. Ich konnte gewissen Diskussionen führen und ein gewisses demokratisches Verständnis aus meiner Sicht weiter geben.“

„Maulkorb“ für Mitglieder
Stock sieht Österreich als „gespaltenes Land mit weniger Meinungsfreiheit“, vor allem weil „von gewissen Medien und Parteien das Thema Links und Rechts so weit forciert wird“. Man zeige andauernd mit dem Finger auf andere, „nur weil sie nicht derselben Meinung sind“, schlage sich fast die Köpfe ein und ziehe Machtmissbrauch in Betracht. In den Parteien selbst werde jedem Mitglied „ein Maulkorb“ aufgezwungen. 

„Es sollte um das Volk gehen“
Für Stock ist klar: „Es sollte nicht um Macht gehen, es sollte um das Volk gehen, denn jede einzelne Partei hat 1000 Themen und viele davon sind realistisch betrachtet richtig gut.“ Seiner Meinung nach gehören die Parteien aufgelöst, ein neues System gehöre eingeführt: Personen, „welche gewisse Kompetenzen aufweisen können“, sollten sich als Person aufstellen lassen. „Nur gemeinsam findet man die bestmöglichen Lösungen.“

„Gewisser Größenwahn“
Am Ende kommt Stock auf die tiefe Enttäuschung über Strache zu sprechen: „Je älter HC wurde, desto mehr Ruhe und Gelassenheit hatte dieser. Auch wenn er oft die Populismuskeule geschwungen hat, hat er mir eine gewisse Reife rübergebracht, welcher ich Vertrauen schenken wollte. Am Freitagabend hat mich aber dieses Video eines besseren belehrt!“ Jeder Mensch, der in „diese Machtverhältnisse hineingewählt wurde“, bekomme „einen gewissen Größenwahn“.

„Liste bunt“ geplant
Er habe noch in der Nacht auf Samstag der Landes- und Bezirskpartei alle Rücktritte aus seinen Parteifunktionen bekannt gegeben. Er bleibt als „wilder Abgeordneter“ bis zur Wahl 2020 im Gemeinderat von Rottenmann. Dann schlägt er eine „Liste Bunt“ vor, „welche parteiunabhängig für unsere Gemeinde arbeiten kann“.

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