Verbotszone Garten

Böden in Nassereith mit Blei verseucht – keiner ist zuständig

Tirol
18.03.2010 08:41
Was tun, wenn der eigene Garten zur Verbotszone erklärt wird? Die Anrainer des Sportplatzes in Nassereith müssen seit Jahren mit dieser Realität leben. Ihre Böden sind mit Schwermetallen verseucht. Doch weder Gemeinde noch Land fühlen sich zuständig und wollen den Bewohnern bei der teuren Sanierung helfen.

Der Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln wird nicht empfohlen. Beim Spielen Kontakt mit Boden vermeiden. Den Rasen nicht zu kurz schneiden. Das sind (dringende) Ratschläge aus einem Schreiben der Landes-Umweltabteilung an die Bewohner in St. Wendelin in Nassereith.

Viel Staub aufgewirbelt
Die Böden auf und rund um das ehemalige Bergwerksareal sind durch Schwermetalle verseucht. 2007 hat die Gemeinde in dem Bereich einen Sportplatz gebaut. Dabei wurde sprichwörtlich viel Staub aufgewirbelt. Die Anrainer liefen Sturm, weil ihnen der Bleistaub um die Ohren flog. 

Die Gemeinde hat daraufhin einen Teil der öffentlichen Flächen eingezäunt, asphaltiert und abgedeckt. Damit ist für Bürgermeister Reinhold Falbesoner die Sache erledigt: "Wir haben alle Auflagen erfüllt. Für die Hausgärten sind wir nicht zuständig." Dass die Gemeinde durch die Bauarbeiten den Bleistaub erst so richtig aufgewirbelt hat, weist Falbesoner zurück. Die Anrainer können anderes berichten.

Land fürchtet Beispielsfolgen
Vom Land ist auch keine Hilfe zu erwarten. Die Umweltabteilung hat zwar die Belastung bestätigt und einen Bodenaustausch empfohlen, mitzahlen will das Land aber nicht. Einige tausend Euro würde die Sanierung pro Grundstück kosten. "Wir sind nicht zuständig", winkt Kurt Kapeller, oberster Umweltschutz-Beamter ab. Das Land fürchtet Beispielsfolgen für andere derartige Fälle.

Anrainer allein auf weiter Flur
Einige Anrainer haben mittlerweile resigniert. Frieda Bolterl kämpft weiter, auch wenn sie von vielen dafür angefeindet wird: "Land und Gemeinde haben uns im Stich gelassen. Dabei geht es nicht nur um uns Anrainer, sondern um alle, die die Gegend als Naherholungsgebiet nutzen." Bolterl ist lungenkrank. Ihr Arzt führt das auf die jahrelange  Bleistaubbelastung  zurück. Seine Argumente wurden  einfach vom Tisch gewischt.

Die Anrainer stehen allein auf weiter Flur. Letzte Hoffnung könnte der Bund sein und Geld aus dem Altlastensanierungsfonds.

von Claudia Thurner, Tiroler Krone

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