Überfall auf AUA-Jet

Jetzt sichert Spezialeinheit Flughafen von Tirana

Ausland
11.04.2019 11:07

Nach dem spektakulären Überfall auf eine Maschine der Austrian Airlines am internationalen Flughafen von Tirana, bei dem bewaffnete Räuber am Dienstag Millionen Euro an Bargeld erbeuteten, hat die albanische Regierung jetzt das Militär herbeibeordert, um den Airport zu sichern. Es war das zweite Mal in drei Jahren, dass der Flughafen der albanischen Hauptstadt Ziel eines Raubüberfalls wurde. Die albanische Verteidigungsministerin beschuldigt die chinesischen Airport-Betreiber für das Versagen der Sicherheitsmaßnahmen und spricht von „ständiger Verantwortungslosigkeit“.

„Ich habe angeordnet, dass Angehörige der Militärpolizei und Truppen der Spezialeinheit der Armee entlang des Sicherheitszaunes des Mutter-Teresa-Flughafens stationiert werden, sagte Verteidigungsministerin Olta Xhacka. Der albanische Polizeichef Ardi Veliu kündigte zudem an, dass die Polizei mehr Aufgaben auf dem Flughafen übernehmen werde.

Ministerin sieht Schuld bei chinesischem Flughafenbetreiber
Zugleich kritisierte die Regierung laut der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch den chinesischen Betreiber des Flughafens. Man werde „nicht länger dulden, dass die Sicherheit der Bürger und das Image des Landes leiden“, erklärte Xhacka. Gemeinsam mit Innenminister Sander Lleshaj beschuldigte sie den in Hongkong ansässigen Finanzdienstleister China Everbright Limited (CEL), der den Flughafen betreibt, der „ständigen Verantwortungslosigkeit“. Es war das zweite Mal in drei Jahren, dass der Airport Ziel eines Raubüberfalls wurde.

CEL wies den Vorwurf der Nachlässigkeit zurück. Man habe die Sicherheitsvorkehrungen seit einem ähnlichen Raub im Juni 2016 erhöht. Außerdem habe man auch im aktuellen Fall der AUA-Maschine nicht verabsäumt, die Polizei zu benachrichtigen. „Der Flughafen gehört nicht den Chinesen, er gehört allen Albanern. Er befindet sich auf albanischem Territorium und wird laut Gesetz von der nationalen Polizei geschützt“, betonte das Unternehmen.

Nach dem Überfall nahm die albanische Polizei vier Verdächtige fest. Bewaffnete und maskierte Räuber hatten am Dienstagnachmittag am Airport zugeschlagen, als die AUA-Maschine gerade beladen wurde. Die Räuber wussten offenbar Bescheid, dass ausländische Banken Geld in Hartwährungen immer wieder per Flugzeug nach Wien schicken, weil die albanische Zentralbank es nicht annimmt. Die Gelder fallen in lokalen Banken an, indem etwa Albaner, die im Ausland - vor allem im Euro-Raum - arbeiten und ihr Geld dann in die lokale Währung umwechseln. Die ausländische Währung wird in der Regel in Albanien wenig gebraucht, daher werden speziell bei Banken mit größerem Netzwerk angefallene Bargeldbestände dorthin geliefert, wo sie konzernintern gebraucht werden.

Anführer der Bande bei Schusswechsel getötet
Die Räuber waren am Dienstag auf das Flughafengelände eingedrungen, zwangen die Bodencrew, sich hinzulegen, schnappten sich das Geld - nach unterschiedlichen Angaben zwischen zwei und zehn Millionen Euro - und flüchteten. Bei einem anschließenden Schusswechsel mit der Polizei wurde einer der Räuber getötet. Der Tote, dessen Name mit Murataj Admir angegeben wird, hatte bereits 2013 für Schlagzeilen gesorgt: mit einem um nichts weniger filmreifen Ausbruch aus einem Gefängnis im griechischen Trikala inklusive Feuergefecht und einer getöteten Zivilistin. Seither war der Mann auf der Flucht gewesen.

Formal Geschädigte des Coups ist die Frachttochter der AUA-Mutter Lufthansa, Lufthansa Cargo. Diese erledigt seit Längerem auch für die AUA die Abwicklung des Luftfrachtgeschäfts. Vor mehr als acht Jahren war die frühere Austrian Cargo mit der damals 20-mal größeren Lufthansa Cargo zusammengelegt worden. Mit betroffen von dem Geldraub ist die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI), die in Albanien eine Tochterbank (Raiffeisenbank Albanien) betreibt. Natürlich sei auch Raiffeisen versichert, sagte eine Sprecherin der RBI. Zur Summe hüllt man sich auch bei Raiffeisen in Schweigen, es waren hier jedenfalls Euro und Dollar des sogenannten Geldnotenhandels.

Flugzeugtransport von Bargeld billger als Panzerwagen
Aus weiter entfernt gelegenen Destinationen ist für Banken ein bewachter Banknotentransport im Bauch von Flugzeugen billiger als ein von Securityfirmen erledigter Panzerwagen-Transport über große Distanzen über Land - gerade für Banken mit Auslandsnetz, in dem viel Bargeld durch Umtausch anfällt. Flughäfen, an denen solche Wertguttransporte abgewickelt werden, müssen für diese Art sensibler Lieferungen zertifiziert sein, also über die nötige Infrastruktur und speziell gesicherte Bereiche verfügen. Eigene spezielle Panzer-Lkw für Geldtransporte hat in Österreich nur die Nationalbank.

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