Ende der Giganten

Sprengung zweier Sendemasten am Bisamberg

Wien
24.02.2010 17:51
Österreich höchstes Bauwerk ist am Mittwoch gefallen. Planmäßig um 15 Uhr detonierten die Sprengladungen am 265 Meter hohen Sendemast auf dem Wiener Bisamberg (Bild). Begleitet wurde der Akt von Hunderten sprengbegeisterten Zuschauern. Lediglich ein renitenter Anrainer hatte sich innerhalb der Sperrzone selbst angekettet, um so die Sprengung zu verhinden, konnte aber schließlich von der Polizei zur Aufgabe überredet werden.

Zu Boden gebracht wurde der 80 Tonnen schwere Gigant mit vier Sprengungen, die den Bau in drei Teile zerlegten. Die Stahlreste werden nach den Aufräumarbeiten der kommenden Tage wiederverwertet, so Florian Pfeffer vom Generalunternehmer Alpine. 15 Mann hätten in den vergangenen zwei Monaten das Ereignis geplant - laut Pfeffer in Rekordzeit: "Normalerweise planen wir dafür sechs Monate ein."

Mit dem Zusammensacken des Stahlkolosses übernahm der 252 Meter hohe Donauturm die Ehrenauszeichnung als höchster Bau in der Alpenrepublik.

Angeketteter Anrainer wollte Sprengung verhindern
Der kleinere, 120 Meter hohe Sendemast war bereits um 12.45 Uhr zur Explosion gebracht worden. Allerdings hatte sich zunächst ein renitenter Mastenfreund geweigert, sein in der Sperrzone liegendes Grundstück zu verlassen. "Der Mann hatte sich an einem Geländer im Gartenbereich angekettet und argumentiert, dass es sich um 'seinen' Sendemast handle", so ein Sprecher der Polizei gegenüber wien.krone.at. Die eindringliche Bitte der Exekutive zeigte jedoch schließlich Wirkung. "Er hat die Sperrvorrichtung dann doch selbst gelöst." So fiel das Bauwerk schließlich mit einer Dreiviertelstunde Verzögerung.

Senderaum bleibt erhalten
Auch nach dem schnellen Niedergang der beiden Stahlriesen, bleibt der Senderaum aus den 1950er Jahren der Nachwelt erhalten und soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. An der genauen Nutzung arbeite man derzeit. Was hingegen mit dem 25 Hektar großen Gesamtareal im Besitz der Stadt Wien und des ORF geschieht, ist indes noch offen.

Grund für die beiden Sprengungen waren die hohen Instandhaltungskosten der Anlage, zumal allein die Renovierung der Stahlseile mit einer Million Euro zu Buche geschlagen wäre. Schließlich war der Mittelwellensender Bisamberg dank digitaler Konkurrenz und Internet seit 1995 nicht mehr - oder nur mehr für kurze Phasen - in Betrieb. Der Kern der Anlage wurde 1933 errichtet, allerdings 1945 von den abziehenden SS-Truppen zerstört. In ihrer heutigen Form entstand die Sendeanlage 1959 mit vier Sendern zu je 120 kW.

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