Was bringt 2019?

Sieben Fragen zur Zukunft des Arbeitsmarktes

Österreich
22.01.2019 06:00

Wachsende demografische Lücken, attraktivere Stellen und mehr Spezialisten: Die „Krone“ hat sich Trends und Herausforderungen in der beruflichen Welt angeschaut.

Das starke Wirtschaftswachstum ließ die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr sinken - so sehr wie zuletzt im Jahr 2000. Aber wie die Gesellschaft unterliegt auch der Arbeitsmarkt einem ständigen Wandel. Was bringt also das frisch angebrochene Jahr? Wir haben mit AMS-Vorstand Johannes Kopf über Trends und Herausforderungen gesprochen.

Wie wirkt sich der demografische Wandel aus?
Während die „Babyboomer“ langsam in Pension gehen, kommen weniger junge Arbeitskräfte nach. „Österreich steht aber aufgrund der Zuwanderung noch gut da. Es kommen noch immer junge und gut ausgebildete Menschen aus dem EU-Ausland“, sagt Johannes Kopf. Auch die Frauenquote steige. Dadurch und durch längeres Arbeiten, sowohl in Stunden als auch in Jahren, könne die Lücke noch geschlossen werden.

Wie geht es mit dem Fachkräftemangel weiter?
Der Fachkräftemangel wird auch in diesem Jahr eines der wichtigsten Themen bleiben. Als Ursachen nennt der Experte unter anderem regionale Unterschiede und sich verändernde Qualifikationen: „Wien wächst sehr stark, bald werden wir die zwei Millionen erreichen, wie zuletzt im Jahr 1913. Relativ gesehen gibt es hier also zu wenig Arbeitsplätze wie zum Beispiel auch Wohnungen.“ In anderen Bundesländern werde hingegen nach Personal gesucht. „Zudem verändern sich die Qualifikationen. Ein Lagerist musste früher stark sein, heute muss er mitunter eine Software bedienen können, E-Mails beantworten und vielleicht sogar Englisch sprechen können.“

Was ist am Arbeitsmarkt besonders gefragt?
Durch Digitalisierung und Automatisierung werden immer speziellere Qualifikationen wichtig. Die Unternehmen müssen ihr Personal laufend fortbilden. Für Arbeitnehmer bedeutet das, flexibel zu bleiben. „Eine gute Allgemeinbildung und vor allem Lernfähigkeit sind wichtig, um sich neue Kompetenzen schnell anzueignen“, sagt der Experte.

Welchen Anreiz können Unternehmen für Arbeitnehmer schaffen?
Um Menschen von dort, wo sie keine Arbeit finden, dahin zu bringen wo sie gebraucht werden, müssen die Unternehmen mehr als nur eine Stelle anbieten. „Mit Mitarbeiterwohnungen oder Unterstützung bei der Suche nach einem Kindergarten- oder Schulplatz versuchen Betriebe, Fachkräfte in der Region anzusiedeln“, schildert Johannes Koch. Das gelinge aber nur, wenn auch die öffentliche Hand mithelfe, etwa durch eine attraktive Infrastruktur und Nahverkehr.

Kann der Ruf gewisser Branchen verbessert werden?
„Da tut sich sehr viel“, sagt der AMS-Vorstand, „mit großen und kleinen Maßnahmen wird versucht, Stellen attraktiver zu machen.“ Gerade im Tourismus gehe es dabei um Gehalt, Arbeitszeiten, Kinderbetreuung und Arbeit, die über eine Saison hinausgeht.

Fallen durch die Digitalisierung Jobs weg?
„Diese Frage stellt sich in Wahrheit schon seit 200 Jahren, als mit der Industrialisierung Tausende arbeitslos wurden. Das wiederholte sich mit allen großen Erfindungen. Es wurde aber immer mehr erschaffen, als vernichtet“, erklärt der Arbeitsexperte. Deshalb glaubt er, dass es sich auch mit der Digitalisierung so verhalten wird.

Fallen mehr Menschen in die Langzeitarbeitslosigkeit?
Ja, heuer werden viele Menschen die Marke zu zwölf Monaten Arbeitslosigkeit überschreiten. „Dadurch ergeben sich neben der Thematik der Qualifizierung auch Probleme wie mangelndes Selbstvertrauen und eine fehlende Tagesstruktur“, erklärt Kopf. Neben dem Fachkräftemangel wird deshalb auch die Langzeitarbeitslosigkeit heuer sehr stark im Fokus stehen.

Hochkonjunktur dürfte sich auch 2019 fortsetzen
2018 war ein Jahr der Hochkonjunktur, das Wachstum dürfte sich auch heuer fortsetzen, die Arbeitslosenquote sinken - beides aber weniger stark.

Anna Haselwanter, Kronen Zeitung

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