Neue Studie deckt auf

Spitals-Mitarbeiter klagen über zu viel Stress

Salzburg
14.12.2018 14:22

Stress und Zeitdruck, „schwierige“ Patienten, unklare Anordnungen und eine hohe Verantwortung: Laut einer aktuellen Studie im Auftrag der Arbeiterkammer fühlen sich Mitarbeiter der Salzburger Landeskliniken (SALK) in ihrem Job stark belastet. Hauptgrund: Einsparungen beim Personal.

  Fast zwei Drittel der 1.069 Befragten klagen in der Online-Umfrage über Zeitdruck und Stress. Das ist laut AK dreimal so viel, wie bei den übrigen Salzburger Beschäftigten. Jeder Dritte bezeichnete sich sogar als stark belastet. „Die Mitarbeiter arbeiten zwar grundsätzlich gerne und sind intrinsisch motiviert, sie bemerkten aber, dass die Arbeit mit den Patienten immer mehr beschnitten wird“, sagte Studienautor George Michenthaler vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES).

  Mehr als die Hälfte der Befragten gab etwa an, mit der zur Verfügung stehenden Zeit für die Betreuung der Patienten nicht oder gar nicht zufrieden zu sein. „Das betrifft vor allem den Pflegenachwuchs. Junge kommen oft mit einer bestimmten Vorstellung in den Beruf und werden dann mit einer ganz anderen Realität konfrontiert“, berichtete Michenthaler. Schuld dafür seien in den Augen der Mitarbeiter aber nicht nur die Einsparungen beim Personal, sondern auch die Zusammenlegung von Stationen, Umstrukturierungen und die Bürokratie. „Besonders unpopulär ist etwa die Zahl der kurzfristigen Einspringerdienste. Pflegekräfte müssen oft in ganz anderen Bereichen aushelfen, als für die sie eigentlich qualifiziert sind.“

#metoo im Landesspital

  Ein weiteres Thema: Übergriffe. 60 Prozent waren schon von verbaler, 15 Prozent von Tätlichkeiten und Handgreiflichkeiten betroffen. Bei elf Prozent gab es verbale sexuelle Belästigungen, bei zwei Prozent kam es zu sexuellen Übergriffen. Die Täter sind laut Umfrage primär Patienten, seltener Vorgesetzte oder Kollegen. Zudem klagte ein Viertel der befragten Mitarbeiter über Psychoterror, Mobbing und Stalking - hier ging die überwiegende Zahl der Fälle aber von Kollegen aus.

„Wir müssen uns angesichts der Ergebnisse überlegen, mit wie viel mehr an Personal ich dafür sorgen kann, dass die Jungen nicht ausbrennen und die Alten bis zur Pension gesund im System bleiben“, sagte der Präsident der AK-Salzburg, Peter Eder, bei der Präsentation der Studie am Freitag. Mehr qualifizierte Pflegekräfte würden auch wieder mehr direkten Patientenkontakt ermöglichen. Bezüglich der Gewalterfahrungen forderte Eder von der Geschäftsführung ein Melde-Verfahren und eine zentrale Melde-Stelle für Übergriffe ein. Laut Umfrage habe mehr als ein Drittel der Befragten die Vorfalle auf sich beruhen lassen - ohne Information an Vorgesetzte oder Betriebsräte, Anzeigen oder einem klärenden Gespräch.

Mitarbeiter wollen freiere Arbeitszeit

  Ein weiteres Thema sei laut Eder auch der Wunsch nach mehr Autonomie bei der Arbeitszeitgestaltung - zum Beispiel weniger „lange Dienste“ für ältere Beschäftigte. Weitere Wünsche: ein Wahlrecht bei der Überstundenabgeltung zwischen Bezahlung und Zeitausgleich und Rechtsanspruch auf unterschiedliche Altersteilzeitmodelle. Eder strebt nun Gespräche mit der SALK-Geschäftsführung und der Landespolitik an: „Moderne Spitäler auf dem technisch neuesten Stand sind die eine Sache. Aber eine Hülle ohne gesundes Innenleben bleibt auf der anderen Seite nur eine Hülle.“

  Die SALK - welche die AK-Umfrage nicht unterstützt haben - wiesen am Freitag in einer Stellungnahme darauf hin, dass es bereits heute in den Landespitälern alleine im Pflegebereich rund 360 verschiedene Arbeitszeit- und Teilzeitmodelle gebe. Zudem biete man den Mitarbeitern eine Reihe von Incentives an - etwa Krabbelstube, Kindergarten und Hort oder eine Vielzahl an Karenz-Modellen. Seit 2011 seien auch die Überstunden konstant rückläufig. Pro Jahr nehme man zudem rund 1,7 Mio. Euro für Sozialleistungen in die Hand. Eine Klinik-Sprecherin sagte am Freitag, das Unternehmen würde die AK-Umfrage und die Sorgen der Mitarbeiter jedoch ernst nehmen.

Insgesamt haben 1.069 der rund 6.400 SALK-Mitarbeiter (ohne Ärzte) an der Umfrage teilgenommen. Drei Viertel aller Befragten waren Frauen, der Großteil der Antworten kam von diplomierten Pflegemitarbeitern (56 Prozent), Mitarbeitern in der Verwaltung (15 Prozent) und aus dem medizinisch-technischen Fachdienst (9 Prozent).

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