Meisterleistung am LKH

Unfall mit Ethanolofen: „Nur 5 % Überlebenschance“

Steiermark
08.11.2018 13:59

Sie sind dekorativ, relativ günstig und leicht zu installieren. Wie gefährlich aber der Umgang mit Ethanolöfen und -kaminen sein kann, hat eine heute 38 Jahre alte Steirerin vor eineinhalb Jahren am eigenen Leib erfahren. Beim Nachfüllen des Ofens in ihrer Wohnung kam es zu einer Explosion, bei der sie schwerste Verbrennungen erlitten hat. Sie und Mediziner des Grazer Uniklinikums warnten am Donnerstag vor dem Gefahrenpotenzial der Alternativkamine.

„Ich hab‘ mich unter die Dusche gestellt, die Kinder zur Schwägerin gebracht, bis der Notarzt eingetroffen war, habe ich die Schmerzen komplett ausgeblendet“, erzählte die Oststeirerin am Donnerstag im Pressegespräch am LKH-Uniklinikum Graz. „Die Verpuffung des Gasgemisches hat eine Stichflamme verursacht, die mehr als 70 Prozent ihrer Haut verbrannten, wie Lars-Peter Kamolz, Leiter der Klinischen Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie zurückblickte.

Nur fünf Prozent Überlebenschance
Die Überlebenschancen der Patientin lagen bei fünf Prozent. „Alleine in der ersten Akutphase haben wir zehn Operationen durchgeführt“, schilderte der Abteilungsleiter. Die Patientin war zwei Monate auf der Intensivstation und wurde ein weiteres Monat in Kamolz Abteilung behandelt.

Lange war nicht ausgeschlossen, dass nicht doch der rechte Fuß amputiert werden muss. Nach langen Reha-Aufenthalten und nach weiteren rekonstruktiven Eingriffen ist die Patientin wieder im Alltag angekommen. Prasselndes Feuer hält sie bis heute nicht aus. „Vielen ist die Gefahr nicht bewusst. Auch wenn diese Designöfen schön aussehen, sind sie im wahrsten Wortsinn brandgefährlich“, warnte sie.

Viele Ärzte zogen an einem Strang
Die Behandlung von derart schwerwiegenden Verletzungen sei nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit an einem Zentrum möglich, in dem Anästhesisten, Plastische Chirurgen, Pflegepersonen, Physio- und Ergotherapeuten rund um die Uhr Hand in Hand agieren, hob Kamolz hervor.

„Einer der Meilensteine war sicher, als wie die Patientin nach mehreren Wochen aus dem Sandbett herauslegen konnten“, erzählte Philipp Metnitz, Leiter der Abteilung für Allgemeine Anästhäsiologie, Notfall- und Intensivmedizin. Dabei handelt es sich um ein spezielles Bett, das mit nanokristallinem Glasstaub gefüllt ist, die durch einen starken Luftstrom verwirbelt werde. Somit ist der Patient schwebend gelagert und Druckstellen können leichter vermieden werden.

„Es kann extrem viel passieren“ 
Im Vorjahr wurden an der Abteilung für Plastische Chirurgie in Graz rund 80 Patienten mit Verbrennungen zweiten oder dritten Grades behandelt, wie sie auch die Oststeirerin erlitten hat. „Wir sind keine Experten für Ethanolöfen, aber es kann doch extrem viel passieren, wenn die Kombination aus Unachtsamkeit und Pech zusammentrifft. Wenn man so wie wir auf der Klinik die Folgen täglich sieht, bewertet man die vorsichtige Nutzung schon anders“, sagte Kamolz.

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