„Literaphon“

Kunstaktion in Graz landete hinter Gittern

Steiermark
31.10.2018 06:00

Mit einer literarischen Telefonzelle wollte eine Gruppe Kulturschaffender Passanten am Mariahilferplatz erfreuen. Doch zuerst mussten sie ewig um eine Genehmigung ringen, dann wurde ihr „Literaphon“ vom Bundesheer verbarrikadiert. Welchen Umgang pflegt die Stadt Graz mit Kunst im öffentlichen Raum?

„Beim Abheben des Hörers bekommt man Lyrik zum Nulltarif“, erklärt Marina Stiegler das Projekt Literaphon, das sie mit Majda di Krivograd und Bea Baumann von der Buchhandlung Büchersegler ins Leben gerufen hat. Stars wie Pia Hierzegger haben dafür Texte von Thomas Bernhard oder Christian Morgenstern eingesprochen, andere wie Clemens Setz und Christoph Szalay auch eigene Gedichte zur Verfügung gestellt.

Genehmigung nur für 11 Tage
„Die literarische Telefonzelle ist ein Angebot an Passanten, kurz aus dem Alltag auszusteigen“, sagt di Krivograd. Ursprünglich war geplant, das Literaphon für mehrere Monate zu installieren und mit wechselndem Programm zu bespielen. Nach monatelangem Ringen, um überhaupt eine Genehmigung zu bekommen, erlaubte das Straßenamt der Stadt Graz letztlich einen Zeitraum von elf (!) Tagen.

Doch kaum war das Literaphon aufgestellt, wurde es von Absperrungen und Einsatzfahrzeugen des Bundesheer eingekesselt - im Zuge des Nationalfeiertags fand ja bekanntlich eine Leistungsschau statt, die Installation war quasi nicht zugänglich: „Wir wurden vorab nicht ausreichend informiert, haben durch diese Aktion zwei der hart erkämpften elf Tage verloren, für die wir ja Gebühren zahlen. Uns scheint, dass Kunst eher als lästig denn als bereichernd empfunden wird“, so Stiegler.

Unterstützung wäre wichtig
Dass es in Graz immer schwieriger wird, Unterstützung für derartige Projekte zu bekommen, kann Elisabeth Fiedler vom Institut für Kunst im Öffentlichen Raum bestätigen: „Der Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum ist ein Seismograph für den Zustand der Demokratie“, sagt sie. Und Werner Schrempf von La Strada meint: „Als Großveranstalter merken wir keine Verschlechterung, aber gerade kleinen Projekten sollte man vielleicht eher unter die Arme greifen, statt ihnen Steine in den Weg zu legen.“

Wie es mit dem Literaphon nun weitergeht, steht in den Sternen. Eine Schande, ist das Projekt doch im wahrsten Sinne des Wortes ein Gedicht!

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