Cybercrime-Experte:

„Die Naivität mancher Leute ist erschreckend“

Österreich
25.10.2018 12:12

CEO-Fraud, Ransomware und Hackerangriffe: Die abstrakte Welt des Internet macht es oft schwierig, herauszufinden, wo Gefahren versteckt sind. Nicht zuletzt deshalb ist in Österreich die Kriminalität im Netz in den vergangenen Jahren rasant angestiegen. Bei der 16. Sicherheitskonferenz der Donau-Universität im niederösterreichischen Krems warnten am Mittwoch hochkarätige Vortragende der IT-Branche vor den aktuellen Cyber-Bedrohungen, die noch immer stark unterschätzt würden. „Abzock-Methoden von Betrügern gab es schon vor der digitalen Ära. Mit der steigenden Vernetzung haben es Kriminelle jetzt aber umso leichter“, erklärt der Leiter des Zentrums für Infrastrukturelle Sicherheit, Walter Seböck.

Umso erschreckender sei es, mit welcher Naivität manche Menschen das Internet verwenden. Hinzu komme, dass viele Betrüger mit Täuschungshandlungen arbeiten, um ihre Opfer hereinzulegen. „Nicht alles im Netz ist so, wie es zu sein scheint“, so Seböck. Ist der Schaden erst einmal angerichtet, sei es sehr schwer, ihn wieder zu beheben. „Cyberermittlungen sind sehr viel komplexer, denn die Täter hinterlassen kaum Spuren.“

Angriffe bemerkt man erst, wenn es zu spät ist
Wie schnell ein Cyberangriff vonstattengehen kann, demonstrierte Sicherheitsexperte Andreas Tomek in einem „Live-Hack“ vor Publikum. Innerhalb weniger Minuten knackte er ein Computersystem. „Ist man erst einmal über die erste Sicherheitsschicht gekommen, ist es für Hacker einfach“, erklärt Tomek. Viele Betroffene würden anfangs oft gar nicht merken, dass sie gehackt wurden. „Täter können lange Zeit im Dunklen agieren und unentdeckt bleiben.“

Hinzu kommt, dass die Zahl der potenziellen Opfer durch den steigenden Grad der Vernetzung unserer Lebensbereiche steigt. Seien es der mit dem Internet verbundene Fernseher, das selbstfahrende Auto oder die heutzutage so beliebten Sprachassistenten. Der Vormarsch des „Internet of Things“, wie die Experten es nennen, führe dazu, dass Hacker Zugriff zu fast allen Bereichen unseres Lebens haben. Das Ausmaß der Bedrohung, die von sogenannten smarten Geräten ausgeht, hat erst vergangenes Jahr die vernetzte Puppe „Cayla“ gezeigt. Das harmlos wirkende Kinderspielzeug des britischen Herstellers Genesis stellte sich als versteckte Wanze heraus, die Daten von Spracheingaben auf externe Server hochlud und speicherte.

Bewusstsein schaffen hilft
Um die drohenden Gefahren beurteilen zu können, brauche es laut der Generaldirektorin für die öffentliche Sicherheit, Michaela Kardeis, „wissende Menschen“. „Dazu müssen Behörden, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam einen Beitrag leisten.“ Erste Schritte in die richtige Richtung gebe es laut den Fachleuten bereits - etwa den 2019 kommenden „Masterplan Digitalisierung“ für das Bildungswesen, der Kinder in Schulen zum Thema Sicherheit im Netz aufklären soll.

„Den gesunden Hausverstand kann keine Sicherheitsmaßnahme ersetzen“
Neben dem Verständnis für die sich verbergenden Risiken im Netz gibt es weitere allgemeingültige Maßnahmen, um sich vor Cyberattacken zu schützen. Das regelmäßige Wechseln von Passwörtern und generelle Vorsicht beim Freigeben von privaten Informationen im Netz könne man laut Experten nicht oft genug betonen. „Wir wollen aber auch niemanden im Umgang mit dem Internet verunsichern. Oft müssen wir der älteren Generation die Angst nehmen, während man jüngeren Menschen die Gefahren aufzeigen muss“, betonte Bernhard Jungwirth, Geschäftsführer des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation. Auf eines sei laut Seböck allerdings immer Verlass: „Abseits aller technischen Vorkehrungen und Schutzmaßnahmen, den gesunden Hausverstand kann keine Sicherheitsfirma ersetzen.“

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