Mooskirchen

Die Menschenretter am Autofriedhof

Steiermark
08.09.2018 07:30

Ausnahmsweise geht es diesmal nicht um Leben und Tod: In Mooskirchen trainieren derzeit 34 Feuerwehr-Teams die Rettung von Menschen nach schweren Verkehrsunfällen. Die örtliche Feuerwehr ist mit einer ehrenamtlichen Hundertschaft im Einsatz, um das große Spektakel „THL-Tage“ zu stemmen - und war am Freitag selbst mit einem Rettungsteam am Start.

Drei - zwei - eins - los! Die Sirene heult, Auftrittsapplaus von der Tribüne. Und jetzt? Nur nichts überstürzen, auch wenn die Uhr auf der großen Leinwand erbarmungslos ihre 20 Minuten hinunterzählt. Schließlich geht es um Menschenleben. Wer binnen einer Stunde nach dem Unfall im Spital ist, so die goldene Regel, hat die besten Überlebenschancen.

Die Annahme: Unfall mit eingeklemmter Person
Gott sei Dank ist heute alles fiktiv. Das Szenario: Ein Auto liegt nach einem Unfall auf der Seite, die Vorderseite des Daches ist von einem Baumstamm eingedrückt. Weil ein Stromkasten direkt daneben steht, muss die Sechser-Mannschaft aus Mooskirchen extrem aufpassen, um sich nicht selbst zu gefährden.

Unter den strengen Augen der Schiedsrichter wird zunächst die Lage sondiert. Dann teilt Gruppenkommandant Thomas Engelbogen seine Leute ein: Andreas Nocker und Christoph Rothschedl vom Rettungstrupp, Martin Huber und Andreas Fuchsbichler vom Sicherungstrupp sowie Sanitäter Stefan Fuchsbichler.

Rotkreuz-Sanitäterin mimt Unfallopfer
Letzterer spricht die Frau im Wagen an, versucht sie zu beruhigen. Der lebende Dummy, gespielt von einer Rotkreuz-Sanitäterin, gibt an, Schmerzen im Bauch zu haben. Ob sie ihre Beine spürt? „Ja.“ Erleichterung. „Pass auf: Wir holen dich gleich heraus. Nicht bewegen! Ruhig weiteratmen!“

Die Uhr tickt. Während die Bagger den Blechsalat aufgebaut haben, durften die sechs Kameraden nicht zusehen. Wie bei echten Unfällen hatten sie beim Eintreffen keine Ahnung, was sie erwartet. Umso beeindruckender, wie reibungslos das Technische Rettungsteam jetzt funktioniert.

Die Heckscheibe muss raus; das Dach wird aufgeschnitten
In Minutenschnelle hat es den Unfallwagen mit Gurten und Keilen fixiert. Dann klebt es die Heckscheibe mit Folie ab und stemmt sie heraus, so dass Feuerwehrmann Martin Huber in den Wagen zur Verletzten steigen kann.

Es stellt sich heraus, dass der Kindersitz im Fonds leer ist. Keine weiteren Opfer! Das heißt grünes Licht für die Rettungsöffnung: Mit hydraulischem Gerät und Säbelsäge schneiden die Männer das Dach auf und hieven die Frau auf einer Trage heraus. Die Zeit: nicht einmal 19 Minuten.

34 Schreckensszenarien für 34 Mannschaften
34 solcher Szenarien werden seit Freitagvormittag auf dem Trainingsplatz der Mooskirchner Feuerwehr absolviert. Unter den 34 Teams sind aus der Steiermark noch die Feuerwehren Steinberg bei Ligist, Hart-Albersdorf und Krieglach. Dazu 27 Gruppen aus den anderen Bundesländern, zwei aus Frankreich, eine aus Tschechien.

Es sind die ersten THL-Tage in der Steiermark. THL steht für Technische Hilfeleistung - ein Hauptgeschäft der Florianis. Gerade die Mooskirchner können als „Autobahn-Feuerwehr“ ein Lied davon singen: Allein auf der A 2 Richtung Pack eilen sie zu etwa 50 Unfällen im Jahr.

Mooskirchner waren schon 2017 in Tirol dabei
„Wir üben das ganze Jahr über so realitätsnah wie möglich“, so der stellvertretende Kommandant Phillip Müller, auch Organisationsleiter der THL-Tage. Nachdem die Mooskirchner 2017 in Tirol als erste Steirer an dieser „Rescue Challenge“ teilnahmen, entschied man sich, die Show heuer gleich selbst auszurichten.

Neben den 90 Kameraden helfen 50 Angehörige und Freunde mit, damit alles reibungslos über die Bühne geht. Heute, Samstag, treten ab 8 Uhr weitere 19 Gruppen an. Wer Zeit hat, sollte sich das Spektakel nicht entgehen lassen!

Adresse: Alte Poststraße 10, Mooskirchen. Info: www.ff-mooskirchen.at.

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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