Grenze zu Afghanistan

IS-Terror in Tadschikistan: Radtouristen getötet

Ausland
31.07.2018 07:10

Erstmals hat die Terrormiliz Islamischer Staat nun einen Angriff in der ehemaligen Sowjetrepublik Tadschikistan für sich reklamiert. Vier Radtouristen aus Europa und den USA waren am Wochenende bei ihrer Tour im Pamir-Gebirge nahe der Grenze zu Afghanistan unterwegs, als sie plötzlich von einem Auto gerammt wurden. Die Täter hätten „Messer und Schusswaffen“ dabei gehabt, hieß es seitens des tadschikischen Innenministeriums. Einer der Touristen sei durch Messerstiche verletzt worden. Auf der Jagd nach den Tätern erschoss die Polizei nach eigenen Angaben fünf Verdächtige.

Der IS erklärte über seinen Propagandakanal Amaq, eine „Abordnung von Soldaten des Kalifats“ habe das Attentat begangen, wie das auf die Auswertung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE mitteilte. Der Angriff habe „Bürgern der Kreuzfahrer-Staaten“ gegolten.

Die tadschikische Polizei hatte zunächst von einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht gesprochen. Dann verdichteten sich aber die Hinweise auf eine gezielte Attacke. Innenminister Rahomsoda erklärte: „Wir ermitteln in alle Richtungen. Wir können nicht sagen, ob es sich um einen Terrorakt handelt.“ Die Polizei erschoss nach eigenen Angaben im Zuge ihrer Fahndung fünf Verdächtige - unter ihnen den 21-jährigen Besitzer des Tatfahrzeugs. Vier weitere Verdächtige seien festgenommen worden. Es soll sich mehrheitlich um Tadschiken handeln. Die toten Radfahrer waren aus den USA, der Schweiz und den Niederlanden.

Ein belgischer Radurlauber, der kurz nach dem Angriff zum Tatort kam, schilderte seine Eindrücke im flämischen Radiosender VRT: „Einer von ihnen hat mir gesagt, dass sie von einem Auto angefahren wurden und dass die Leute, die im Auto saßen, dann auf sie eingestochen hätten. Mehrere Radler lagen auf dem Boden, sie standen vollkommen unter Schock.“

Im Video unten können Sie Aufnahmen von dem Angriff sehen:

Angriff könnte Tourismusstrategie des Landes treffen
Der mutmaßliche Angriff auf die Urlauber könnte Tadschikistans Tourismusstrategie empfindlich treffen. Die Regierung hatte 2018 zum „Jahr des Tourismus“ ausgerufen. Die Visa-Vergabe für Ausländer wurde erleichtert und die Regierung drohte Beamten in dem notorisch korrupten Land mit harten Strafen, falls sie von Urlaubern Bestechungsgelder eintreiben.

Das mehrheitlich muslimische Tadschikistan ist die ärmste der ehemaligen Sowjetrepubliken und wird seit 1992 autoritär von Präsident Emomali Rachmon regiert. Die Behörden gehen hart gegen religiösen Fundamentalismus vor. 2015 führte die Regierung strenge Regeln wie erzwungene Bartrasuren und Einschränkungen für die Pilgerreise nach Mekka ein.

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