"Volkszählung"

Schon 18.000 Tiefsee-Bewohner katalogisiert

Wissenschaft
22.11.2009 15:26
Im vorletzten Jahr der seit der Jahrtausendwende laufenden "Volkszählung" in der Tiefsee haben die involvierten Meeresbiologen am Wochenende eine Zwischenbilanz gezogen, die sich sehen lassen kann: In den scheinbar unwirtlichen Tiefen der Weltmeere wurden inzwischen 17.650 teils bisher unbekannte Tierarten entdeckt.

"Die Tiefsee ist das größte zusammenhängende Ökosystem der Welt und der größte Siedlungsraum für Leben. Sie ist aber zugleich auch das am wenigsten erforschte", sagt Chris German vom internationalen Projekt Census of Marine Life, das seit dem Jahr 2000 eine Art "Volkszählung" der Lebewesen unter Wasser durchführt. Nach der neuen Zwischenbilanz soll der Abschlussbericht 2010 vorgelegt werden.

Flinke Seegurken und "Jeti-Krabben"
Zu den imposantesten Kreaturen zählen etwa Seegurken (Foto), die sich in der Tiefsee mit überraschend schnellen zwei Zentimetern pro Sekunde fortbewegen können. So viel Energie können viele der meist eher primitiven Lebensformen in der Dunkelheit der Tiefsee gar nicht aufbringen. Einen bizarren Anblick liefert auch die "Jeti-Krabbe", ein über und über mit seidigen Härchen bedecktes Schalentier, das sich von für den Menschen giftigen Gasen ernährt.

Mehr Bilder der bizarren Tiefseewelt finden sich auf der offiziellen Website des Census of Marine Life - siehe Infobox!

Die meisten der Kreaturen ernähren sich von Plankton, das in der Tiefsee wie Schneefall von oben herabsinkt. Die Forscher beobachteten aber auch Organismen, die Fischkadaver verzehren oder am Boden auf verrottenden Walknochen leben. Auch Erdöl und Methangas spiele für viele Arten eine Rolle.

Rund ein Drittel der Arten leben tiefer als 1.000 Meter
Von den 17.650 bisher registrierten Tierarten der Tiefsee leben 5.722 in Regionen tiefer als 1.000 Meter, die restlichen fanden sich unter der 200-Meter-Grenze, so die Experten. Aber bereits dort ist die Dunkelheit so groß, dass es keine Pflanzen mehr gibt.

"Um in der Tiefe zu überleben, müssen die Tiere kärgliche und neue Nahrungsressourcen finden. Und ihre große Vielfalt zeigt, wie viele Möglichkeiten es gibt, sich anzupassen", sagt Robert Carney von der staatlichen Universität im US-Bundesstaat Louisiana.

Ein Forschungstag verschling 50.000 Dollar
Insgesamt sind rund 2.000 Meeresbiologen aus 80 Ländern an dem Projekt beteiligt. Die Tiefsee-Forschung bringt den Wissenschaftlern immense Erkenntnisse über Organismen und Lebenswelten, ist aber sehr kostspielig: Ein Tag in der Tiefe mit Spezial-U-Booten kostet etwa 50.000 Dollar. Viele der Biologen buttern alles Geld in ihre Operationen. Nach Abschluss der "Volkszählung" sollen ihnen die Einnahmen aus drei Büchern - ein populärwissenschaftliches und zwei Fachbücher - einen "Bonus" bringen.

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