Rosa von Praunheim

¿Schwulsein bleibt ein Tabu¿

Star-Style
20.11.2002 09:31
Der Filmemacher Rosa von Praunheim ist enttäuscht darüber, dass sich noch immer kaum Prominente aus Politik, Wirtschaft und Showgeschäft öffentlich zu ihrer Homosexualität bekennen.
"Ich bin sauer auf die Feiglinge",sagt Praunheim, der früher Schmähbriefe als "Oberhäuptlingder schwulen Säue und Schweine in Berlin" erhielt. AmMontag (25. November) wird Praunheim 60 Jahre alt.
 
"Auch wenn die fanatischen Vorurteile abgenommenhaben, darf man sich nicht in die Tasche lügen, es gibt immernoch ein Misstrauen gegen Schwule. Es bleibt ein Tabu und diemeisten befürchten immer noch Nachteile, wenn sie sich amArbeitsplatz oder in den Medien dazu bekennen", sagt derbekennende Homosexuelle, der mit seinem öffentlichen Outingvon prominenten Homosexuellen im Fernsehen Anfang der 90er Jahrefür Aufsehen sorgte.
 
Umso wichtiger seien Prominente wie der RegierendeBürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), die sichöffentlich zu ihrer Homosexualität bekennen und denanderen dadurch Mut machen, meint Praunheim. "Und dass Wowereittrotzdem wiedergewählt wurde, ist schon ein Votum einer toleranterenÖffentlichkeit." Andererseits bekomme Wowereit solcheSchmähbriefe, wie er sie selber früher erhalten habe.Dennoch gehörten Schwule heute zum selbstverständlichenBestandteil der Klatschspalten, und zwar im akzeptierten positivenSinne. "Das hat auch was mit meiner damaligen Outing-Kampagnezu tun", meint der Filmemacher, der 1971 mit seiner Dokumentation"Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation,in der er lebt" bekannt wurde.
 
Enttäuscht ist Praunheim über dienachlassende Prävention im Sexualleben beiderlei Geschlechts.Aids sei für viele ein Schock gewesen, doch nun habe "Safer-Sex" bereits wieder nachgelassen, vor allem bei jungen Menschen."Sie glauben, dass sie unsterblich sind."
 
10 Jahre habe er für Prävention gekämpft."Ich denke, ich habe auch einiges erreicht. Ich habe den Kampfaber schließlich verloren. Das Outing war nochmal ein Höhepunkt,ein Knall, mit dem ich mich verabschiedet habe. Jetzt sollen esandere machen. Aber ich habe immerhin Generationen beeinflusstmit meiner Schwulenpolitik. Es kommen noch heute Leute zu mir,die sagen, dass sie als ganz junge Menschen in einer Kleinstadtgelebt haben und wo Bücher und Filme von mir das einzigewaren, woran sie sich in ihrem damaligen Außenseiterdaseinals Schwule festhalten konnten."
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(Bild: kmm)



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