Sommerszene:

Revolte im pinken Kosmos

Salzburg
07.06.2018 06:01

Intendantin bekehrt keine Machos, sondern tischt bis 16. Juni Themen mit Sprengkraft auf

Zum Auftakt der diesjährigen Sommerszene Dienstag Abend im Republic stellte Mette Ingvartsen das Publikum vor nackte Tatsachen. Ihr 15-köpfiges Ensemble ließ nämlich während der lustvollen Choreographie „to come“ nach und nach die Hüllen fallen, und performte zum krönenden Abschluss den gerade schwer angesagten „Lindy Hop“.

Dass es dabei so manchen die Schweißperlen auf die Stirn trieb, war klar. Dabei geht es Angela Glechner beim Festival für zeitgenössische Tanz- und Performancekunst gar nicht darum die Gemüter zu erhitzen, sondern vielmehr eine Debatte rund um Themen wie Gender, Sexualität und Identity zu entzünden.

„Unterdrückung von Frauen und Machtspiele sind leider, wie zuletzt auch die ,Metoo’-Debatte zeigte, immer noch an der Tagesordnung, insofern kann man nicht oft genug darauf aufmerksam machen“, so die Intendantin, die mit insgesamt 14 Produktionen aus sieben Ländern ein dichtes und breitgefächertes Programm konzipierte.

Eko Supriyanto lässt in seinem Stück „Balabala“ (9. und 11. Juni) z.B. fünf Tänzerinnen in einer „Kampf“-Performance gegen das nach wie vor klischierte Rollenbild der Frau in Indonesien rebellieren. Marta Górnicka steigt am 14. Juni in einem ausdrucksstarken Theaterabend mit Texten von Elfriede Jelinek und einen 23-köpfigen Chor den veralteten, katholischen Denkmustern Polens auf die Zehenspitzen. Und Georg Klüver-Pfandtner wird die Galerie 5020 in einen pinken Kosmos verwandeln, in dem man auf Erdmännchen und Dolly Parton trifft.

„Die Produktionen zeichnen sich durch Cleverness aus und werden den Stellenwert der Pornografie in ein völlig anderes Licht stellen. Das diesjährige Programm kehrt zur Kantigkeit und sinnstiftenden Provokation zurück“, betont der Präsident des Szenevorstands Peter Hofer.

Davor scheuen die Besucher rund um Salzburg Museum Chef Martin Hochleitner, Regisseur Hubert Lepka, der kaufmännische Direktor der Festspiele Lukas Crepaz oder Künstler Julius Deutschbauer aber in keinster Weise zurück. Vielmehr finden sie erschreckend, dass heute immer noch darüber debattiert werden muss. „Ich bin gespannt, wie diese Themen mit zeitgenössischer Tanz- und Performancekunst umgesetzt werden. Ich werde jedenfalls jede einzelne Produktion auf meinem Blog auf der Szene-Internetseite in meiner typischen Art kommentieren“, so Deutschbauer.

Tina Laske
Tina Laske
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Salzburg



Kostenlose Spiele