Milchpulver in Afrika

Schwarzmarktprodukte bleifrei, Markenware nicht!

Wissenschaft
01.06.2018 15:48

Eine erstaunliche Entdeckung haben Forscher bei der Untersuchung von Milchpulver in Afrika gemacht. Weil teure Markenbabynahrung für viele Mütter unerschwinglich ist, floriert in vielen Ländern ein unkontrollierter Schwarzmarkt. Vielfach wird daher befürchtet, dass minderwertiges und vor allem mit Blei verunreinigtes Milchpulver in Umlauf kommt. Ein Vergleichstest unter der Leitung der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmeduni) Wien zeigt aber, dass diese Produkte schadstofffrei waren - im Gegensatz zu Markenware.

Milchpulver ist aufgrund mangelnder Verfügbarkeit von Frischmilch eine wichtige Nahrungsquelle vieler afrikanischer Kleinkinder und Ersatz für die Muttermilch HIV-infizierter Frauen, heißt es in einer Vetmeduni-Aussendung. Da Markenprodukte aber zu teuer sind, werde am Schwarzmarkt in Plastiksäckchen verpacktes Pulver verkauft - klarerweise ohne Hinweise auf Herkunft oder Inhaltsstoffe. Die Vermutung liegt daher nahe, dass oft minderwertige oder verunreinigte Produkte erworben werden.

Schwarzmarkt-Milchpulver schadstofffrei
Der im Fachblatt „Food Chemistry“ veröffentlichter Vergleichstest, an dem unter anderem Dagmar Schoder vom Institut für Milchhygiene der Vetmeduni beteiligt war, kam aber zu einem höchst erstaunlichen Ergebnis. Die von dem Team analysierten 20 Milchpulverpäckchen unterschiedlicher Schwarzmarkthändler in Tansanias größter Stadt Daressalam, einem wichtigen Importhafen, waren schadstoff- und damit bleifrei.

Markenprodukte enthielten toxische Stoffe
Anders dagegen 23 importierte Markenprodukte: In ihnen fanden sich neben den essenziellen Nährstoffen auch toxische Stoffe wie Blei oder Cadmium. Eine dieser Proben überschritt den international festgesetzten Grenzwert nicht nur minimal, sondern gleich um 200 Prozent. Das gebe nicht nur Anlass zur Sorge, sondern könnte trotz nur eines Nachweises „ein bedenklicher Hinweis auf ein Muster sein“, so Schoder. Regelmäßiger Konsum von Blei in der ersten Entwicklungsphase führe zu neuronalen Schäden, verminderter Intelligenz oder Anämien.

Die Schwarzmarktproben waren hinsichtlich der erfassten Nährstoffkonzentrationen sogar mit österreichischen Referenzprodukten vergleichbar, so die überraschten Forscher. Lediglich einzelne Nährstoffe waren etwas niedriger oder stärker angereichert.

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