Salzburger in Wien:

Rock’n’ Roll im Traklhaus

Salzburg
30.05.2018 06:45

Ein Atelieraufenthalt trägt „schöne Früchte“: Beuys, Brauchsel’s Scheuchen und auch Moby Dick

Wenn man vor Stefan Kreigers großformatige Werke tritt, läuft einen zunächst ein kalter Schauer über den Rücken. Die Angst weicht allerdings schnell der Neugierde, die einem dazu zwingt dem Grauen ins Auge zu blicken, um zu erfahren was wirklich dahinter steckt.

Dies gestaltet sich aber gar nicht so einfach, denn der Salzburger arbeitet in mehreren Öl- und Acrylschichten und lässt dabei eine Art „Mischwesen“ entstehen.

Während „Brauchsel’s Scheuche“, in Anlehnung an Günter Grass’ Roman „Hundejahre“, einem Wesen von einem anderen Stern gleicht und dem Betrachter scheu den Rücken kehrt, springen einem ein zähnefletschender Hund und zwei Männerköpfe, die einem Frauenkörper entwachsen, förmlich ins Gesicht.

Dass einer dieser Köpfe Joseph Beuys gleicht, ist kein Zufall. Das Bild trägt nämlich sein berühmtes Zitat „Ich denke sowieso mit dem Knie“ als Titel.

„Ich überarbeite alte Bilder um Neues entstehen zu lassen. Dabei forme ich die Figuren aus vielen kleinen Puzzlestücken, und wer weiß, vielleicht werden sie schon bald wieder neuen weichen müssen!“

Die Basis für dieses Puzzle hat der Mozarteumabsolvent bei einem viermonatigen Atelieraufenthalt in Wien, den das Land seit 2013 insgesamt fünf Salzburger Künstlern ermöglichte, geschaffen.

Unter den Stipendiaten war auch der Maler, oder besser gesagt Rock-Star Jonas Geise. Der 38-jährige lässt die Farben, obwohl sie nahezu wie in einem Baukastensystem angeordnet sind, nämlich „rocken“. „Sie sollen dem Betrachter förmlich anspringen. Die Formen weisen ihnen quasi den Weg, manchmal kommen beide aber auch ganz unvermutet daher.“ Auf einen seiner Bilder unterbricht eine im Wind tanzende Drachenschnur die geometrische Ordnung, während man auf einem anderen ein U-Boot und einen Wal entdeckt.

Apropos Wal: Der wohl berühmteste der Literaturgeschichte, Herman Melvilles „Moby Dick“, diente Felix Pöchhacker für seine Installation „What the fo’c’sle“ als Inspirationsquelle. Bei einem Teil thront auf einem marmorierten Papier, das an Moby Dicks Haut - Melville vergleicht sie mit Marmor - erinnert, ein Starbucks-Becher, in Anlehnung an den Namen des Steuermanns. Die Starbucks Gruppe hat sich ja bekanntlich nach ihm benannt und geht damit auf Kundenfang. Der Donau die Freiheit schenkt hingegen Jutta Brunsteiner. Sie leitet sie, in ihrer Fotomontage „Einmal warst du so frei, Donau“, anhand von Karten aus dem Jahr 1856 in ihre ursprünglichen Bahnen zurück. Der Aufenthalt in Wien trägt somit schöne Früchte.

Tina Laske
Tina Laske
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