Blick in Mörderpsyche

Robert K. „wollte zuletzt nur noch alleine sein“

Österreich
27.05.2018 06:00

Obwohl der 16-jährige Gymnasiast längst ein Geständnis abgelegt hat, sind die Hintergründe für sein grauenhaftes Verbrechen an der kleinen Hadishat bis dato völlig ungeklärt. Mehrere Psychiater sollen nun die Seele des Burschen durchleuchten. In der „Krone“ spricht jetzt sein bester Freund: „Zuletzt wollte er nur noch alleine sein.“

Es scheint, als würde er das Ausmaß des Geschehenen nicht wirklich begreifen. Robert K., jener Gymnasiast, der am 11. Mai in der Wohnung seiner Eltern in Wien-Döbling ein Nachbarsmädchen, die siebenjährige Hadishat, umgebracht hat, verhält sich hinter Gittern beinahe so, als wäre er gar kein Gefangener, sondern als befände er sich mit seiner Schulklasse gerade auf einer Gefängnis-Exkursion.

In den knapp zwei Wochen, in denen er in der Justizanstalt Josefstadt inhaftiert war, gab er durchgehend den höflichen, wohlerzogenen Buben, der fast schon zu oft Bitte und Danke sagte und den Wachebeamten ständig im netten Plauderton von seinen zwei Katzen, seinen Lieblingsfächern und schönen Gegenden in Wien erzählte.

In Anstalt für psychisch kranke Straftäter überstellt
Aber über sein grauenhaftes Verbrechen sprach er mit ihnen kein Wort. Das Innenleben des 16-Jährigen - schwer durchschaubar. Niemand weiß, was er tatsächlich denkt, wie tief seine seelischen Abgründe sind, ob er für andere Insassen eine Gefahr darstellt - oder Selbstmordgedanken hat. Deshalb wurde der Bursch am vergangenen Donnerstag in die forensische Abteilung der Linzer Kepler-Klinik überstellt. In dieser Sonderanstalt für psychisch kranke Straftäter steht er nun rund um die Uhr unter fachärztlicher Beobachtung, außerdem hat Gerichtspsychiater Peter Hofmann bereits damit begonnen, ihn zu untersuchen.

„Schnitt ihr mit Küchenmesser die Kehle durch“
Die Gründe für sein entsetzliches Handeln gelten nämlich - trotz seines Geständnisses - bis dato als völlig ungeklärt. Er habe eine „große Wut“ in sich verspürt, an dem Tag, an dem er Hadishat tötete - hat Robert K. der Kripo zu Protokoll gegeben; und dass sie ein „Zufallsopfer“ gewesen sei: „Sie war eben verfügbar.“ Die Kleine sei um etwa 14 Uhr zu ihm nach Hause gekommen: „Wir sahen uns zusammen ein paar Zeichentrickvideos auf meinem PC an, und ich gab ihr Stracciatella-Eis zum Schlecken.“ In der Folge habe er sie ins Badezimmer gelockt, mit dem Vorsatz, sie „an einer leicht zu reinigenden Stelle“ umzubringen: „In der Duschtasse schnitt ich ihr mit einem Küchenmesser die Kehle durch.“

Das Putzen des Tatorts, die Entsorgung der Leiche in einem Müllcontainer „dauerte“, so der 16-Jährige weiters im Verhör, „ungefähr zwei Stunden. Und dann machte ich einen Spaziergang, zu meinem Gymnasium und zurück. Um meinen Kopf freizubekommen.“ Später, als Hadishat als vermisst galt und auch noch nachdem sie gefunden worden war, erzählte er ihrer und seiner Familie, den Nachbarn und sogar der Polizei von dem Besuch des Mädchens bei ihm: „Kurz nach 15 Uhr lief sie wieder nach draußen, sie wollte auf dem Spielplatz schaukeln.“ Niemand bezweifelte seine Angaben.

„Keiner hat ihm etwas Böses zugetraut“
„Weil ihm“, wie Robert K.s bester Freund im „Krone“-Interview sagt, „keiner von uns etwas Böses zugetraut hätte.“ Die zwei Burschen: gleich alt. Beide wuchsen im Dittes-Hof auf: „Von klein an verbrachten wir viel Zeit miteinander.“ Wie war Robert? „Völlig normal. Besonnen, freundlich - und extrem fürsorglich. Er kümmerte sich rührend um seinen jüngeren Bruder und die Kinder in unserer Anlage, er gab ihnen Ratschläge, wenn sie Probleme hatten.“

Sprach er jemals über eigene Schwierigkeiten? „Nie. Er erzählte bloß manchmal, dass ihm das Lernen auf die Nerven gehe und er sich in seiner Schule nicht mehr wohlfühle, seitdem er sitzen geblieben war.“ Und sonst? „Gingen wir in der Gegend herum, kauften uns Kebab oder Hamburger, setzten uns während des Essens auf eine Bank und redeten über nichts Besonderes. Über Turnschuh-Marken, Musik oder darüber, ob Cola oder Fanta besser schmeckt.“

Hatte Robert jemals eine Freundin, ist er irgendwann in irgendwen verliebt gewesen? „Er interessierte sich nicht für Mädchen und Partys. Dazu war er noch nicht reif genug.“ Wie oft kam es zwischen den Freunden zu Treffen? „Zeitweise sahen wir uns zweimal pro Woche, zwischendurch gab es aber immer wieder Phasen, in denen er einfach nur alleine daheim sein wollte.“

„Manchmal wirkte er in sich versunken“
„Manchmal wirkte er in sich versunken“. Um was zu tun? „Er mochte Computer-Spiele - Tetris, Tarot, Schach. Und er schaute sich gern im Internet Comic-Filme und Science-Fiction-Serien an.“ Schon, mitunter habe Robert „ziemlich in sich versunken, also verschlossen, gewirkt - wie damals, als ich ihm zum letzten Mal gesehen habe“. Wenige Tage vor dem Drama: „Wir begegneten uns zufällig im Hof. Ich fragte ihn, ob er zu mir kommen mag, auf ein Getränk und zum Tratschen.“ Seine Antwort? „Er meinte, er brauche gerade Ruhe. Weil er über einige Dinge nachdenken müsse …“

Hadishats Mutter: „Ich will keine Blutrache ...“
Sowohl die Familie des Opfers als auch die des Täters stammen aus Tschetschenien. Bei dem Begräbnis des Mädchens in seinem Heimatdorf riefen Angehörige zur Blutrache an Robert K.s Eltern und seinem Bruder auf. Hadishats Mutter appelliert nun an ihre Landsleute: „Robert wird von der Justiz bestraft - seine Verwandten sollen nicht für ihn büßen.“

Martina Prewein, Kronen Zeitung

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