Anstieg von 1200%

312 Körperverletzungen pro Jahr an Wiens Schulen

Österreich
22.05.2018 12:56

Sind Gewalttaten an Schulen bereits trauriger Alltag? Dazu hat ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer eine Anfrage an Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) gerichtet. Das Ergebnis ist schockierend. „Vor allem in Wien häufen sich die Fälle“, erklärte Mahrer gegenüber krone.at. So hatte es im Jahr 2014 lediglich 24 Fälle von Körperverletzung an Wiener Schulen gegeben, während es 2017 bereits 312 Fälle waren - ein Anstieg von 1200 Prozent! 

Mit dem Messer oder der blanken Faust - bereits 312 Mal musste ein Wiener Schüler oder eine Schülerin nach einer Gewalttat medizinisch behandelt werden. In neun Fällen handelte es sich sogar um schwere Körperverletzung. Doch auch die Anzeigen wegen Nötigung an Bildungseinrichtungen haben sich mehr als verfünffacht, von drei Fällen im Jahr 2014 auf nunmehr 16. In sieben weiteren Fällen wurde sogar eine schwere Nötigung polizeilich dokumentiert. Auch 67 gefährliche Drohungen scheinen in der Statistik auf. Drei Fälle von Raub bzw. schwerem Raub wurden ebenso aufgenommen wie acht Sexualdelikte, davon ein schwerer Missbrauch. 

Auch Bundesländer betroffen
Zwar sind auch die anderen Bundesländer von einem Anstieg der Gewalt an Schulen betroffen, der Unterschied zu Wien ist allerdings deutlich. Was die Anzahl der angezeigten Körperverletzungen bzw. schweren Körperverletzungen angeht, liegt Oberösterreich bei den Bundesländern mit 114 Fällen im Jahr 2017 an der Spitze (2014: 17 Fälle), gefolgt von der Steiermark mit 109 Anzeigen (2014: 18). Dahinter rangieren Niederösterreich mit 77 Fällen (2014: 22), Kärnten mit 72 Körperverletzungen an Bildungseinrichtungen (2014: zwölf), Tirol mit 64 Fällen (2014: elf), Salzburg mit 54 Fällen (2014: sieben), Vorarlberg mit 25 Anzeigen (2014: drei) und Burgenland mit zehn Fällen (2014: fünf). 

„Anti-Gewalt-Trainings analog zu Verkehrserziehung“
ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer, lange Jahre Wiener Polizeichef, fordert angesichts dieser Entwicklung dringend umfassende Präventionsmaßnahmen. „Gewalt an Schulen darf nicht toleriert werden. Wir brauchen verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings durch die Polizei, analog zur Verkehrserziehung“, so Mahrer. Aktuell werden in Österreich 14 verschiedene Jugendprogramme zur Gewaltprävention umgesetzt, im Jahr 2017 konnten damit allerdings lediglich 131.855 Jugendliche erreicht werden - von rund 455.000 15- bis 19-Jährigen in Österreich.

Stadtschulrat Wien betont Null-Toleranz-Politik
Vom Stadtschulrat Wien heißt es dazu, man wolle „mit den Landesschulräten gemeinsam die Hintergründe aufklären“. Dazu sei es aber nötig, dass das Innenministerium bzw. die Polizei die veröffentlichten Zahlen weiter spezifizieren. „Offensichtlich hat der Runde Tisch gegen Gewalt an Schulen erfolgreich dazu beigetragen, dass nun vom Innenministerium konkrete Zahlen über Straftaten an Österreichs Schulen veröffentlicht wurden. Wir bedanken uns bei der Polizei für diese wichtigen Informationen, die die Diskussion nun endlich anhand von Fakten möglich machen“, so Wiens Bildungsdirektor und amtsführender Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer.

Und weiter: „Um punktgenaue Maßnahmen setzen zu können, braucht es so viel Information wie möglich. Wie beim Runden Tisch gegen Gewalt mit VertreterInnen aller Parteien und Religionsgemeinschaften, aber auch den SchulpartnerInnen vereinbart, gibt es in Wien eine absolute Null-Toleranz-Politik gegenüber jeder Form der Gewalt.“

Der #brennpunkt-Talk auf krone.at zum Thema „Schülergewalt: Schluss mit den Märchen“ hier zum Nachsehen:

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