Die Landesausstellung heißt „Die Rückkehr der Legion“. Das römische Erbe steht im Mittelpunkt. Wilhelm Reinhart und Walter Flotzinger leben das in einer Römergruppe aus.
„Für uns sind die Römer nie untergegangen“, sagt Walter Flotzinger. Er ist der Anführer der „Legio Apollinaris“, einer Römergruppe in Pram im Innviertel. Sie hat 20 Mitglieder und tritt bei Römerfesten auf. Der Legionsalltag wird in Szenen vorgeführt. Wilhelm Reinhart ist einfacher Soldat. Die „Krone“ fragt die beiden: „Wie lässt man die Antike glaubwürdig aufleben?“
„Krone“: Spielen Sie gerne Römer?
Walter Flotzinger: Wir spielen das gar nicht. Wir sind Römer, wir leben das!
Wilhelm Reinhart: Wir treten als Legion bei Festen auf, in Museen, in Schulen oder bei Ausgrabungen. Wir exerzieren oder führen die Ausbildung zum Legionär in einer kurzen Variante vor. Wir schießen Pfeile mit dem Katapult ab, machen Landvermessung oder geben Einblick in eine Schreibstube. Wir sind in ganz Europa als Römergruppe unterwegs. Meistens lagern wir sogar in römischen Zelten.
Flotzinger: Bei Bierzelt-Festen treten wir nicht auf. Auch alles, was mit Fasching zu tun hat, lassen wir bleiben. Wir wollen ein Umfeld, das ernsthaft an Geschichte interessiert ist.
„Krone“: Wie echt sind Sie denn?
Flotzinger: Ich habe viel über die Römer gelesen. Ich wollte das, denn um meine Uniform herzustellen, musste ich mich an Fundstücken und wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren. Vieles muss man durch Probieren erst herausfinden. Auch meine Orden habe ich selbst entworfen, ebenfalls nach Vorbildern. Die Sandalen mit Nägeln auf der Sohle kann man nur wie früher herstellen. Das alte Handwerk ist für uns insgesamt sehr wichtig. Wir machen lebendige Archäologie! Wir leben die Legion!
„Krone“: Als Soldat marschieren Sie nur in Reih und Glied?
Reinhart: Nein, ich war früher beim Roten Kreuz aktiv und jetzt bin ich der Sanitäter in der Legion. Wir bauen oft eine Szene ein, in der sich ein Legionär verletzt. Wir zeigen, wie er abtransportiert wird - wie früher.
„Krone“: Gibt es echte Pannen?
Flotzinger: Kaum. Jeder weiß, was er zu tun hat. Jeder kann die Kommandos, die auf Latein gesagt werden. Es funktioniert, weil die Kameradschaft stimmt.
„Krone“: Passiert nie etwas?
Reinhart: Ich stolpere hin und wieder über eine Zeltschnur, wenn wir wo lagern. Einmal bin ich in die Mehlschüssel von einer anderen Römergruppe gestiegen (lacht). Ich bin etwas kurzsichtig. Ich musste dann zur Strafe Mehl reiben
„Krone“: Was bewundern Sie eigentlich an den Römern?
Flotzinger: Sie bauten Straßen und Häuser aus Ziegeln, sie entwarfen Stadtpläne, alles war geregelt und geplant. Das gefällt mir.
„Krone“: Was war Ihr erstes Römererlebnis?
Reinhart: Ich habe als Bub in Baugruben römische Artefakte gefunden, das weckte bald mein Interesse an dieser Kultur.
„Krone“: Wie viel Zeit braucht Ihr Hobby?
Flotzinger: Im Winter bin ich in der Werkstatt und repariere die Rüstungen. Ich mache meistens auch neue Sachen. Im Sommer sind wir insgesamt sicher zwei Urlaubswochen unterwegs.
„Krone“: Entwickelt sich die Legion auch weiter?
Flotzinger: Ja, es gibt etwas Neues, worauf wir sehr stolz sind: Wir haben jetzt auch zwei Kavalleriepferde.
„Krone“: Und wo proben Sie Ihre Vorführungen?
Reinhart: Neulich haben wir am Fußballplatz in Pram trainiert. Die Schwerter sind im Training aus Holz. Bei der Aufführung sind sie dann schon aus Metall.
Flotzinger: Mit Rüstung, Helm, Schwert und Schild schleppt man an die 25 Kilogramm. Ich mit meinen 70 Jahren gehe viel Nordic Walking, ich will fit bleiben.
„Krone“: Ist er ein guter Centurio?
Reinhart: Ja, schon.
„Krone“: Was zeichnet Sie aus?
Flotzinger: Ich glaube, ich kann gut mit Leuten umgehen. Ich habe ein Gefühl dafür, wie weit ich jemanden belasten kann.
„Krone“: Höhepunkte für Sie im Landesausstellungsjahr?
Reinhart: Das Römerfest am 18. und 19. Mai in Wels und das historische Festival Anfang August in Enns.
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