Linzer Schuldirektorin

„Kopftuch-Verbot müsste weiter ausgedehnt werden“

Oberösterreich
06.04.2018 05:48

Sie zeigt klare Kante: Im Vorjahr sorgte Maria Hasibeder, Direktorin der Linzer Stelzhamerschule (NMS 3), für Aufregung, weil sie sich für ein Kopftuchverbot aussprach. Nun will die Bundesregierung, dass zumindest in Kindergärten und Volksschulen Mädchen kein Kopftuch tragen dürfen.

„Krone“: Sie führen eine Brennpunktschule. Was heißt das?
Maria Hasibeder: Wir haben 270 Kinder aus 26 Nationen. 70 Prozent sind muslimischen Glaubens, nur zehn Prozent der Schüler haben Deutsch als Muttersprache. Ich möchte aber betonen, dass wir sehr integrationswillige Eltern und Kinder haben.

„Krone“:Sie haben im Vorjahr für Aufsehen gesorgt, weil Sie in Ihrer Schule bei den Mädchen kein Kopftuch wünschen.
Hasibeder: Das gelingt zu 99 Prozent. Die Eltern sehen unser Bemühen um die Kinder, die gute Kommunikation und sie akzeptieren unseren Wunsch. Gesetzlich gesehen sind Kinder in Österreich ab 14 Jahren religionsmündig, das wäre eine gute Zeit, damit sie entscheiden können, ob sie ein Kopftuch wollen. Das Kopftuch allein ist nicht das Problem. Aber es ist ein stark aufgeladenes Symbol.

Krone“: Was meinen Sie damit?
Hasibeder: Es geht um die kulturell bedingte Genderproblematik. Die Buben sind gewöhnt, dass sie mit Mädchen machen, was sie wollen. Es geht um die Rollenbilder, die weiterentwickelt werden müssen, sonst haben wir Parallelgesellschaften.

„Krone“: Die Bundesregierung will nun endlich ein Kopftuchverbot in Kindergärten und Volksschulen durchsetzen. Sind Sie damit zufrieden?
Hasibeder: Nein, das geht zu wenig weit. Das Verbot müsste auf die gesamte Pflichtschule ausgeweitet werden.

„Krone“: Welche Maßnahmen würden Sie sich für eine bessere Integration wünschen?
Hasibeder: Wir brauchen Sprachbrücken-Dolmetscher für die Kommunikation mit den Eltern, das ist eine wesentliche vertrauensbildende Maßnahme. Und verstärkte Schulsozialarbeit, speziell mit Augenmerk auf die Buben. Es geht um die Zukunft der Kinder. Das Ziel sollte ja sein, dass sie in unserer Gesellschaft eine ehrliche Chance haben.

Interview: Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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